Charité geht Hinweisen nach

Erkrankte Kinder sprechen auf Therapie an / Infektionen bei Babys schon im Juli

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(dpa/AFP/nd). Auf der Suche nach der Ursache für die tödliche Infektion eines Frühgeborenen mit dem Darmkeim Serratia gehen Ärzte und Hygiene-Experten an der Berliner Charité nun ersten Hinweisen nach. Möglicherweise habe es »die eine oder andere verpasste Handdesinfektion« gegeben, räumte Petra Gastmeier, Leiterin des Hygiene-Instituts der Charité, am Dienstag vor Journalisten ein. Aber auch dem Hinweis von Eltern werde nachgegangen, dass möglicherweise ein Babybad als Keimquelle infrage komme. Im September haben zwei Drogeriemarktketten Pflegemittel zurückgerufen, weil sie mit Serratienkeimen belastet waren.

Kritik an der Hygiene im Krankenhaus wies die Charité dennoch zurück. »Die Händehygiene ist vorbildlich«, sagte Gastmeier, am Dienstag. Untersuchungen hätten ergeben, dass eine Übereinstimmung von 92 bis 93 Prozent mit den Hygienevorschriften auf den betroffenen Stationen vorliegt.

Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, wies darauf hin, dass 250 Frühchen-Patienten zur fraglichen Zeit durch die Station gegangen seien, ohne sich infiziert zu haben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft kritisierte unterdessen einen bundesweiten Mangel an Hygieneärzten. Der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, wies darauf hin, dass 250 Frühchen-Patienten zur fraglichen Zeit durch die Station gegangen seien, ohne sich infiziert zu haben.

Alle derzeit erkrankten Kinder hätten gut auf die Therapie angesprochen, betonte Neonatologie-Chef Christoph Bührer. Außerdem wurde bekannt, dass sich bereits im Juli zwei Frühchen an der Charité mit den Darmkeimen angesteckt haben, ergänzte Gastmeier. Eines dieser Kinder habe sich bei seiner Mutter infiziert, die Ursache für die Erkrankung des zweiten Babys im Krankenhaus sei aber noch unklar. Auch ist bislang offen, ob der Ausbruch im Oktober auf die Fälle im Juli zurückgeht oder neue Ursachen hat.

Mittlerweile gebe es auf drei Frühgeborenen-Stationen der Charité und auf zwei Stationen des Deutschen Herzzentrums einen Aufnahmestopp, weil dort infizierte Kinder lägen, berichtete Karl Schenkel, Leiter der Hygiene- und Umweltmedizin im Gesundheitsamt Mitte. Der Keim sei vermutlich ins Herzzentrum eingeschleppt worden, sagte eine Sprecherin. Auf den beiden Frühchen-Intensivstationen befinden sich nach Angaben des Direktors der Klinik für Neonatologie der Charité, Christoph Bührer, zurzeit noch sieben Frühchen mit Krankheitssymptomen, die wahrscheinlich durch Serratienkeime ausgelöst wurden. Bei 15 weiteren Kindern seien Keime auf der Haut festgestellt worden. 40 Kinder seien ohne Keimbefall.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, kritisierte, dass es in Deutschland einen Mangel an Hygieneärzten gebe. »Wir haben ungefähr 100 Fachärzte für Hygiene in Deutschland. Wir bräuchten aber mindestens 700 bis 800«, sagte Baum dem Fernsehsender Phoenix. Mit Blick auf die Charité sagte er: »Es ist die Aufgabe, dort, wo es auf keinen Fall zu Keimbegegnungen kommen soll, dies zu verhindern.«

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