Gekreiert, nicht gereihert

  • Mathias Wedel
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Mein Nachbar, einstiger Kombinatsdirektor, schneidet und verziert Schlüssel- und Frühstücksbrettchen, Kerzenständer und Schilder mit der eingebrannten Aufschrift »Hoaxn abtreten!« oder »Vorsicht, böse Hausfrau!«. Natürlich wäre er gern immer noch Kombinatsdirektor. Doch der Verdruss, es nicht mehr zu sein, ist längst der Schadenfreude darüber gewichen, seit mehr als zwanzig Jahren am Finanzamt vorbei zu drechseln. Nach »Vorsicht, böse Hausfrau!« rennen die Leute ihm die Bude ein!

Unsere nachbarschaftliche Koexistenz sieht so aus: Ich bewundere seine subversive Existenz - im Gegenzug unterlässt er es, mir Frühstücksbrettchen mit Meisenmotiv oder anderes aus seinem Oeuvre verkaufen oder gar schenken zu wollen. So leben wir glücklich nebeneinander.

Neulich jedoch rief er mir zu: »Ich habe was für dich gekreiert!«. Ich tat taub und flüchtete ins Haus. Aber ich war infiziert: Gekreiert hat er! Das Verb ist also kreiern. Oder hab ich ...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.