Störungen: S-Bahn sieht wieder Rot
In der Nacht zum Dienstag gab es den ersten heftigeren Schneefall, und schon streikten bei der S-Bahn gleich fünf Weichen in Neukölln, Ostkreuz, Blankenburg, Tegel und Zeuthen. Betroffen waren im Frühberufsverkehr besonders die Bahnen der Ringlinien S 41 und S 42, die statt alle fünf nur alle zehn Minuten fuhren. Die S 45, S 47 und S 8 waren nur auf verkürzten Strecken unterwegs.
Schon vor dem Wintereinbruch hatte es häufig Weichen- und Signalstörungen gegeben. Auch diesmal habe es sich vor allem um technische Defekte gehandelt, der Schnee sei weniger die Ursache, hieß es bei der S-Bahn. 900 der rund 1000 Weichen würden beheizt werden können, was seit vergangener Woche nachts auch kurzzeitig passiere, damit sie am Morgen betriebsbereit seien.
Betroffenen S-Bahn-Fahrgästen dürften die Ursachen der Störungen ziemlich egal sein, Hauptsache, sie werden abgestellt. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat festgestellt, dass die Weichen in Neukölln und Blankenburg besonders störanfällig sind. Das hätte auch der Bahn auffallen müssen, so Stefan Kohte vom VCD Nordost. »Der Infrastrukturbereich der Deutschen Bahn hat 2011 fast eine Milliarde Euro Gewinn gemacht - Geld, das offenbar in der Wartung der Infrastruktur fehlt«, so Kohte.
In drei Jahren könnte auf die leidgeprüften S-Bahn-Fahrgäste neues Ungemach zukommen. Dann darf die S-Bahn höchstens noch Tempo 50 statt 80 fahren, falls die Strecken nicht technisch umgerüstet sind. Und das ist laut S-Bahn erst bis 2020 zu schaffen. Der Hintergrund: Ab 2015 müssen Bahnstrecken nach den Vorgaben des Eisenbahnbundesamtes so ausgerüstet sein, dass Züge automatisch gestoppt werden, wenn sie bei Rot an einem Signal vorbeifahren. Die Vorschrift wurde nach dem schweren Unfall in Sachsen-Anhalt Anfang vergangenen Jahres erlassen. Auch das alte S-Bahn-System stoppt bei Rot fahrende Züge, aber nur, wenn sie nicht die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten haben.
Die S-Bahn spricht jetzt mit dem Bundesverkehrsministerium, wie eine Ausnahmeregelung aussehen könnte. »Wir sind zuversichtlich, dass eine Lösung erreicht werden kann«, so ein S-Bahn-Sprecher. Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht von der S-Bahn: Am kommenden Montag wird nach mehr als drei Jahren Pause die S 85 zwischen Waidmannslust und Grünau wieder in Betrieb genommen.
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