Der vergessene Satz

Sabine Bergk im Stadttheater

  • Britta Caspers
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Eine Novelle, so Goethe, ist eine »unerhörte Begebenheit«. - Tatsächlich un-erhört, un-gehört ist auch der assoziativ verwobene Gedankenstrom der Souffleuse eines kleinen Stadttheaters, die just im alles entscheidenden Moment den Satz nicht über die Lippen bringt, den die egomane Provinz-Operndiva auf der Bühne - die große Gilsbrod - vergessen hat. Ein wahrhaft tragischer Augenblick, eine Implosion in Gestalt eines schier endlosen, einzigen, unabgeschlossenen Satzes. Rührselig dagegen das vielfach variierte Bild der Schmetterlinge, dessen sich die Autorin zur Beschreibung solcherlei unerhörter Ansprache an die Welt bedient. Am Ende heißt es, die Sätze würden in der Hand »wie tote Schmetterlinge« zerfallen.

Was in diesem Augenblick der Wahrheit fragmentarisch erinnert wird, sind traumatisierende Erlebnisse aus der Kindheit; Botschaften aus einem einsamen Leben am Rande der Gesellschaft. Vor allem am Rande der Theater-Gesellschaft, ...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.