Söhne haben Vorrang

In Indien bekommen Mädchen die schlechtere Schulbildung

  • Stefan Mentschel, Delhi
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Die brutale Vergewaltigung einer jungen Frau in Indien hat im Land zu einer Debatte über die Rolle der Frau in der Gesellschaft geführt. Die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts beginnt aber schon im Kindesalter. Die Schulbildung endet für viele Mädchen bereits nach der Grundschule.

Jeden Morgen das gleiche Ritual: Vor Unterrichtsbeginn nehmen die Kinder auf dem Hof der kleinen Grundschule Aufstellung. Nach ein paar anfeuernden Worten des Klassensprechers über die Bedeutung des fleißigen Lernens für das Leben wird gesungen - erst ein Lied über die Liebe der Kinder zu ihrem Heimatland Indien, dann die Nationalhymne. Die kleine Schule liegt in einem Dorf ein paar Autostunden nordöstlich der Hauptstadt Neu Delhi. Knapp 30 Mädchen und Jungen lernen hier von der ersten bis zur vierten Klasse - in einem einzigen Raum, unterrichtet von nur einer Lehrerin. Das ist Standard in vielen ländlichen Regionen Indiens. Auch deshalb haben die staatlichen Grundschulen, in die rund 80 Prozent aller indischen Kinder gehen, keinen sehr guten Ruf. Anders als private Schulen sind sie jedoch kostenlos.

Grundlage dafür ist ein Gesetz von 2009, dass das Grundrecht auf Schulbildung für jedes Kind im Alter von 6 bis 14 Jahren garant...


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