Das Wüste in der Wüste

Ein »Nibelungen«-Projekt am Deutschen Nationaltheater Weimar

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Dies ist eine Übersetzung von Lektüre in Laut-Malerei. Der Dialog opfert, um beweglich zu bleiben, all das, was ihn an dichterisch fest gefügte Gestalten band. Die da auf weichem weißen Schaumstoff durcheinander laufen und kreuz und quer reden, in dicker deutscher Kampfuniform, sie haben gelbe Reclamheftchen in der Hand, schauen dort hinein wie in etwas kolossal Fremdes - und zitieren zunächst, aus jeweiligen Zusammenhängen gerissen, einzelne Sätze, hohen Vers, gebundene Sprache. Seltsame Kiesel im Soldatenmaul. Die Soldatenmäuler grinsen. Friedrich Hebbels »Nibelungen«: Anlass, Gerüst. Mehr nicht - um alles zu wagen: eine Dichtung aufzureißen bis auf den Grobkern heutigen Zeitempfindens. Besagter weißer Schaumstoff, der sieht so aus, wie Philosoph Slavoj Zizek klingt: »Willkommen in Wüsten des Realen«.

Der Schaumstoff, das ist sie, die Wüste. Ausland, Krieg, also Soldatenheimat. Stapfen, stieren, streiten, schlagen, schreien ...


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