Aus heiterem Himmel
Papst gibt Steuer des »Schiffleins Petri« aus Altersgründen ab
Berlin (nd). Die Meldung kam am Montag um 11.54 Uhr und war von der Agentur dpa als »Blitz«-Nachricht markiert: als Ereignis »mit höchster Dringlichkeitsstufe«. Seit 1951 gab es gerade einmal 26 solche Meldungen, drei Mal ging es dabei um einen Papst. Auch die jüngste Neuigkeit auf der »Blitz«-Liste der dpa hatte mit dem Vatikan zu tun: »Papst Benedikt XVI. gibt Pontifikat am 28. Februar auf.«
Einen solchen Schritt hat der Vatikan zuletzt vor über 700 Jahren erlebt. Entsprechend groß war die Überraschung, Kardinaldekan Angelo Sodano sprach von einem »Blitz aus heiterem Himmel«. Der 85-Jährige Papst gab in einer Erklärung gesundheitliche Gründe für seine Entscheidung an. Er sei »zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben«. Benedikt verwies auch auf eine »Welt, die sich so schnell verändert«. Um vor diesem Hintergrund »das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir derart abgenommen hat, dass ich mein Unvermögen erkennen muss, den mir anvertrauten Dienst weiter gut auszuführen«.
Weltweit reagierten Politiker auf den Rücktritt des Papstes mit Anerkennung. Kanzlerin Angela Merkel zollte Benedikt »allerhöchsten Respekt«, Bundespräsident Joachim Gauck sprach von »außerordentlichem Respekt«. Ähnlich äußerten sich auch Vertreter anderer Kirchen und der Opposition.
Kritik hörte man am Montag eher selten: Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, sagte, das Pontifikat von Benedikt XVI. sei eine »verpasste Chance« gewesen, seit der Wahl des Papstes 2005 sei »die katholische Kirche teilweise wieder hinter Erneuerungen« zurückgefallen. Der Grüne verwies auf den Umgang mit der »antisemitisch ausgerichteten Piusbruderschaft« sowie die Haltung gegenüber Schwulen und Lesben.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.