Streit um Künstlerhaus
Bezirk Mitte will Ateliers im Monbijoupark abreißen
(dpa). Der jahrelange Streit um das Atelierhaus im Monbijoupark in Mitte geht in eine neue Runde. Der Beschluss des Bezirksamtes, das Gebäude abzureißen, hat im Senat heftige Kritik ausgelöst. »Wenn der Bezirk Mitte jetzt für 600 000 Euro ein weit über die Grenzen Berlins hinaus bekanntes Atelierhaus abreißen will, obwohl er es für diese Summe auch sanieren könnte, kommt das einem kulturpolitischen Schildbürgerstreich gleich«, sagte Kulturstaatssekretär André Schmitz
Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) bestätigte, dass der Abriss beschlossene Sache sei. Die Kritik des Staatssekretärs sei aber unangebracht. Der Senat habe sich geweigert, das Atelierhaus vom überschuldeten Bezirk zu übernehmen und in Eigenregie weiterzuführen.
Um das 60 Jahre Atelierhaus, dessen Entwurf vom Philharmonie-Architekten Hans Scharoun stammen soll, streiten seit Jahren Senat und Bezirk. Der Bezirk will den Monbijoupark erweitern und als Übergang zur Museumsinsel herrichten. Das verwahrloste Gebäude mit seinen hohen Fenstern sei zu einer illegalen Unterkunft verkommen, wo Drogenhandel und Prostitution betrieben würden, heißt es aus der Bezirksverwaltung.
Das Haus wurde viele Jahre als Atelier der Kunsthochschule Weißensee genutzt, 2011 war es Zentrum der Ausstellung »Based in Berlin« mit Werken zeitgenössischer Kunst aus der Hauptstadt. Ein bereits beschlossener Abriss war damals nach heftigem Protest gestoppt worden.
»Das kulturelle Desinteresse des Bezirkes zeigte sich bereits in der Vergangenheit, als er sich weigerte, das Atelierhaus der renommierten C/O Galerie zur Verfügung zu stellen und damit die Beschlüsse der eigenen Bezirksverordnetenversammlung ignorierte«, erklärte Schmitz.
Baustadtrat Spallek sagte dagegen, der hoch verschuldete Bezirk sei von der Senatsfinanzverwaltung aufgefordert worden, alle Liegenschaften abzutreten, die er nicht unmittelbar nutzen könne. Eine Übernahme würde unkalkulierbare Finanzrisiken auslösen. Der Abriss werde auch von der Bezirksverordnetenversammlung in Mitte unterstützt. Nachdem die C/O Galerie in das Amerikahaus in Charlottenburg ziehe, fehle für das Atelierhaus ein Nutzungskonzept, hieß es. Schmitz schiebe nun dem Bezirk den »Schwarzen Peter« zu. »Das ist mir unverständlich«, sagte Spallek.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.