Die Exekutoren

Karrieren der Gewalt

  • Alexander Glück
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Während die Köpfe des »Nationalsozialismus« in den letzten Jahrzehnten mit umfassender Gründlichkeit nach Wesen und Herkommen untersucht wurden, blieben die nachrangigen, aber nicht minder grausigen Täter staatlicher Gewalt lange Zeit weitgehend unbeachtet. Die Autoren des hier anzuzeigenden Buches wollten, dieses Manko beheben und stellten Biographien von Personen zusammen, die in ihrer mörderischen Effizienz die Planungen der Führungsriege ermöglicht und realisiert haben. Die Autoren geben Einblick in die biographische und charakterliche Struktur von zum Teil sehr überzeugten Mitmachern und beleuchten sowohl deren Herkunft als auch deren Leben nach 1945. 23 Karrieren der Gewalt werden vorgestellt - die bisher größte Sammlung von Biografien von Befehlsgebern und Exekutoren des NS-Unrechtssystems, Gefragt wird nach Prägungen, Erfahrungen, Weichenstellungen. Zudem geben die Herausgeber Klaus-Michael Mallmann und Gerhard Paul einen Überblick über Fortschritte und Probleme der Täterforschung. Deutlich wird, dass Angriffskrieg, Holocaust, Umsiedlungen und Alltagsterror nicht nur von einer dünnen Eliteschicht des NS-Systems begangen wurden. Der Unterbau, das Heer der Exekutoren, blieb jedoch von Zeitgenossen und nachfolgenden Generationen lange unberücksichtigt und unbehelligt. Dann und wann gab es einen Prozess, der Name eines Arztes oder Ruheständlers aus der Nachbarschaft geisterte plötzlich durch die Zeitungen. Und da tauchte die Frage auf: Wer waren diese Täter? Bestien oder nur Befehlsempfänger, desinteressierte Bürokraten oder willenlose Rädchen im Getriebe? Überzeugungstäter oder gewöhnliche Ganoven? Fragen, die nicht einheitlich zu beantworten sind. Zur Sprache kommen in diesem Buch die verführende Demagogie der NS-Ideologie, das nach Versailles beschädigte Selbstwertgefühl »der« Deutschen, Arbeitslosigkeit und Zukunftspessimismus der 20er Jahre. Schaudern lässt einen die offenbar werdende individuelle Grausamkeit und Normalität der »Verbrecher«. Die hier Porträtierten sind: Gustav Freiherr von Mauchenheim, genannt Bechtolsheim, Heinrich Bergmann, Adolf von Bomhard, Dr. Oskar Dirlewanger, Erich Ehrlinger, Hans Gaier, Curt von Gottberg, Heinrich Hamann, Georg Heuser, Ilse Koch, Hans Krüger, Gustav Lombard, Georg Michalsen, Walter Nord, Rudolf Pallmann, Walter Reder, Heinz Seetzen, Gertrud Slottke, Ernst Szymanowski alias Biberstein, Willi Tess...

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