Ohne Schleier an die Macht

In einem Dorf im patriarchalischen indischen Bundesstaat Rajasthan hat eine junge Frau die (Jeans-)Hosen an

  • Hilmar König, Soda
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Die Berichte über Vergewaltigungen in Indien reißen nicht ab. In den Medien finden sie erst seit der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin im Dezember 2012 ausführlicher Raum. Aber ausgerechnet im patriarchalischen indischen Bundesstaat Rajasthan hat eine junge Frau das Sagen: die Dorfvorsteherin Chhavi Rajawat.

Unbarmherzig brennt die Sonne vom Himmel Rajasthans. 44 Grad zeigt das Thermometer im Schatten. In der Gluthitze des Vormittags schlagen Geeta und Ritu, Gulab Bano und Shanti Devi, Indra und Sita und Dutzende andere Frauen aus dem Dorf Soda die Spitzhacken in den knochenharten Boden. Ihre hellblauen, gelben, grünen, roten, orange- oder pinkfarbenen Saris bilden einen willkommenen Kontrast zu der eintönig hellgrauen Erde, die sie mit den Werkzeugen aufbrechen. Andere Frauen im Alter zwischen 18 und 65 schaufeln die Brocken in Blechschüsseln und heben sie den Kräftigsten unter ihnen auf den Kopf. Am Rande des »Feldes« wird die Last abgekippt.

Das »Feld« ist der Grund eines ausgetrockneten Sees, der wieder ein Trinkwasserreservoir für rund 10 000 Menschen werden soll. Im Schweiße ihres Angesichts schuften die Frauen hier - alle zehn Minuten vor Erschöpfung eine Pause machend - im Rahmen des Nationalen Beschäftigungsprogramms für ...


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