Öko muss nicht teuer sein

Preis des Wuppertal-Instituts für Dampfmotor und Energiesparhaus

  • Christiane Martin
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Zum vierten Mal vergab das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie einen Preis für herausragende ökologische Erfindungen. Prämiert wurde unter anderem eine Heizung für Einfamilienhäuser, die neben Wäme auch Strom produziert.

»Ich wollte schon immer gerne selber Strom herstellen«, sagt Franz Josef Schulte. Jetzt hat der Sauerländer sich nicht nur diesen Jugendtraum erfüllt, sondern ist für seinen neu erfundenen Dampfmotor auch noch ausgezeichnet worden. Am Donnerstag Abend wurde er als einer der Gewinner des Wuppertaler Energie- und Umweltpreises geehrt. Mit insgesamt 15 000 Euro dotiert, wird der Preis alle zwei Jahre vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie gemeinsam mit der Energieagentur NRW vergeben. Schulte und sein Team von sechs Ingenieuren haben 6000 Euro gewonnen. Die Begründung der Jury: Schultes Erfindung erfülle alle drei Auswahlkriterien. Sie sei praktisch umsetzbar, ökologisch und könne Arbeitsplätze schaffen. Lion Powerblock heißt das zirka einen Meter hohe orangefarbene Gerät, mit dem Häusle-Besitzer nicht nur ihre vier Wände beheizen können, sondern auch noch Strom produzieren - für sich und andere. Es funktioniert nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung: Ein Gasbrenner erhitzt Wasser auf 300 Grad Celsius und erzeugt so Wasserdampf, der einen Kolben antreibt. Dessen Bewegungsenegie wird ohne Umweg über rotierende Teile von einer Magnetspule in Strom umgewandelt. Die dabei entstehende Wärme kann für die Heizung genutzt werden. Dieser Dampfmotor könne wie eine konventionelle Heizung in jedem Ein- oder Mehrfamilienhaus angeschlossen werden, versprechen die Hersteller aus Olsberg. Er kostet knapp 15 000 Euro und soll sich in 15 bis 20 Jahren amortisiert haben. »Man spart Geld, weil man erstens selbst keinen Strom mehr beziehen muss, zweitens bekommt man die Ökosteuer für das Gas zurückerstattet und drittens speist man Strom ins öffentliche Netz«, erklärt Schulte. Die Serienfertigung des Powerblocks hat im November begonnen. Für das kommende Jahr gibt es bereits 600 Vorbestellungen. Den ersten Preis des Wuppertal-Instituts muss Schulte sich allerdings teilen. Ebenfalls 6000 Euro erhielt der Freiburger Solararchitekt Rolf Disch für sein »Sonnenschiff«, ein Bürogebäude mit ausgeklügeltem Energiesparkonzept. Wärmedämmung, optimaler Lichteinfall und effiziente Lüftung helfen bis zu 70 Prozent Kohlendioxid einzusparen, verspricht Disch. Ökologisch nachhaltig und modern, urteilte die Jury und kam wohl nicht umhin den international renomierten Disch bei der Preisvergabe zu berücksichtigen. Dennoch wirkt Dischs Bewerbung um den Wuppertaler Energie- und Umweltpreis etwas deplatziert. Seine Projekte finden europaweit Beachtung, und seit 1979 hat er fast 30 Preise vom Europäischen Solarpreis bis zum Kritikerpreis für Architektur bekommen. Die Wuppertaler Preisverleiher freut das. »Mit Disch ehrt der Geehrte den Preis«, sagt Oliver Weckbrodt von der Energieagentur NRW. Ganz offensichtlich spielt Disch in einer anderen Liga als seine Mitbewerber, von denen man so manch einem anderen den Preis auch gegönnt hätte, beispielsweise Michael Vannahme. Er hat ein Passivenergiehaus für nicht einmal 20 000 Euro gebaut und damit gezeigt, dass Öko nicht immer teuer sein muss. Jetzt versucht Vannahme als unkonventioneller Einzelkämpfer seine Idee weiterzuverkaufen. »Ich hätte mich schon über einen Preis gefreut«, gibt er unumwunden zu. Aber er sei ja von der Jury immerhin belobigt worden - und eine Hotelübernachtung habe man ihm auch gesche...

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