Warum keine Hunde essen?

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Käme ich auf die Idee, gleich Morgen ein Delikatessengeschäft mit Hundespezialitäten zu eröffnen, wären mir die wutschäumenden Kommentare von Tierschützern sicher. Sanftmütige Tiere auf vier Pfoten isst man nicht! Das ist doch Tierquälerei! Handelt es sich dagegen um tapsige Paarhufer, bekäme ich von den selbst ernannten Tierfreunden vielleicht sogar noch die Frage nach Rabattangeboten zur feierlichen Eröffnung gestellt. Warum beißen wir ohne einen Funken Mitleid in ein Schweineschnitzel, aber vor einer Bello-Wurst fühlen wir uns abgeschreckt, angewidert, ja würden Hundeesser wahrscheinlich sogar mit Mistgabeln und Fackeln aus der Stadt jagen? Irgendwann im Laufe der kulturellen Entwicklung kam die Menschheit auf die Idee, Tiere in verschiedene Kategorien einzuteilen. Der Hund schützte Grund und Hof, also gehört Waldi als Haustier zur Familie. Schweini dagegen taugte nicht zur Wachsau und setzte stattdessen bei der Fütterung kräftig Speck an, weshalb es für Babes Vorfahren nur zum Nutztier reichte.

Nun sind Waldis und Babes ursprüngliche Funktionen anno 2013 in einer modernen Gesellschaft ziemlich überholt. Warum also nicht Hunde essen und Schweine an der Leine durch den Park führen? Weil vier Pfoten kulturell bedingt immer noch als süß gelten und grunzende Tiere in den Stall und damit auf die Schlachtbank gehören. Es lebe der Speziesismus! Grundsätzlich führt die vorgenommene Kategorisierung zu einer Doppelmoral. Während wir dem Haustier Hund den Tod durch Bolzenschuss oder Elektroschocks als zu grausam ersparen, ja sogar öffentlich verurteilten, wenn derartige Fälle bekannt würden, ist es uns bei Schwein oder Rind einigermaßen egal, da es sich eben nur um Nutztiere handelt. Und das Nutztier Schwein ist eben nur zum Essen da. Wer Hund auf der Speisekarte nur deshalb ablehnt, weil es sich um einen Hund handelt, aber gleichzeitig genüsslich in sein Kalbsschnitzel beißt, handelt ganz im Sinne jenes moralischen Hilfskonstruktes, nachdem wir einigen Tieren mehr Rechte zubilligen als anderen. Der Ausweg aus dem Dilemma besteht deshalb nur aus zwei Möglichkeiten: Entweder entledigen wir uns der Logik, Tiere in Kategorien einzuteilen und den Verzehr grundsätzlich jeder Art als ebenbürtig gutzuheißen oder wir verzichten grundsätzlich auf tierische Bestandteile auf unseren Tellern.

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