Polens eigentliche Katastrophe

Der Smolensker Nebel wabert nach wie vor über dem Land

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Wieder war es in Polen ein Tag des politischen Kampfes: Zum dritten Mal jährte sich am Mittwoch die Flugzeugkatastrophe von Smolensk. Am 10. April 2010 waren Polens damaliger Staatspräsident Lech Kaczynski und 95 weitere Persönlichkeiten kurz vor der Landung einer TU-154M nahe der russischen Stadt Smolensk tödlich verunglückt.

Schon beim Morgengrauen legte Polens Ministerpräsident Donald Tusk am Mittwoch auf dem Warschauer Powazki-Militärfriedhof am Denkmal für die Opfer der Katastrophe von Smolensk einen Kranz nieder. Die sehr frühe Stunde - 5.40 Uhr - war durch das Vorhaben des Regierungschefs diktiert, noch am gleichen Tag zu einem offiziellen Besuch nach Nigeria aufzubrechen. Allein das brachte ihm schon die harsche Kritik seiner Feinde ein. Tusk wollte dennoch daran glauben, dass dieser »bedrückende, tragische Jahrestag« die Polen eines Tages nicht mehr spalten, sondern im »gemeinsamen Nachdenken und dem gemeinsamen Gebet ohne böse Emotionen« vereinen werde.

Davon kann derzeit keine Rede sein. Nach Meinungsumfragen verschiedener Institute glauben 30 bis 50 Prozent der Polen, dass die 96 Menschen, die an jenem 10. April 2010 im nahe gelegenen Wald von Katyn der Tausenden 1940 auf Stalins Befehl hingerichteten polnischen Offiziere gedenken wollte...


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