Jede 50. Schulstunde fällt aus

  • Ronald Bahlburg, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Wegen des Unterrichtsausfalls an Brandenburgs Schulen hat die Opposition das Bildungsministerium scharf kritisiert. Der jüngste Lagebericht sei eine »Bankrotterklärung«, sagte FDP-Fraktionschef Andreas Büttner. Die Grünen verlangen mehr Lehrer.

Nach Informationen der »Lausitzer Rundschau« wurde im ersten Schulhalbjahr 2012/13 knapp jede zehnte Schulstunde nicht planmäßig erteilt, rund zwei Prozent des Unterrichts seien ersatzlos ausgefallen. Das Ministerium bestätigte die Angaben. Mit dem Bericht befasste sich am Donnerstag der Bildungsausschuss des Landtages.

Der Vertretungsbedarf liegt bei 9,1 Prozent und damit 0,7 Prozent höher als im ersten Schulhalbjahr 2011/12. Allein 0,3 Prozent des Vertretungsbedarfs gingen auf den erhöhten Krankenstand bei den Lehrern zurück. Als eine weitere mögliche Ursache nennt der Bericht »die zahlreiche Teilnahme von Lehrkräften an den Personalversammlungen am 22. November 2012«. Dabei forderten die Pädagogen mehr Geld und Personal für den Bildungsbereich. Der Krankenstand kletterte um 0,3 Prozent auf zuletzt 6,6 Prozent - Tendenz steigend.

Aus Sicht des Bildungsministeriums ist der Unterrichtsausfall im bundesweiten Vergleich gering und auch kein flächendeckendes Phänomen, sondern eher an einzelnen Schulen beziehungsweise bedingt durch Langzeiterkrankungen anzutreffen. Auch schwanke der Ausfall je nach Schulform.

Bildungsministerin Martina Münch (SPD) erkläre Unterrichtsausfall »durch ihre Schönfärberei praktisch zur Normalität«, kritisierte FDP-Fraktionschef Büttner. Die Mittel für die Vertretungsreserve müssten erhöht werden.

Im vergangenen Schulhalbjahr verzeichne Brandenburg den höchsten Ausfall an Unterricht seit dem Jahr 2007 sowie die niedrigste Quote an planmäßigem Unterricht seit 1998, stellte die Abgeordnete Marie Luise von Halem (Grüne) fest. Mehr Lehrkräfte könnten hier Abhilfe schaffen. Zudem sei ein Gesundheitsmanagement für Lehrer nötig, um dem steigenden Krankenstand zu begegnen.

Indessen dementierte das Bildungsministerium Berichte, wonach Martina Münch das Abitur auch an Oberschulen ermöglichen wolle. Die Ministerin plädiere dafür, die Durchlässigkeit der Oberschulen zu erhöhen, stellte Sprecher Stephan Breiding klar. Oberschüler, die das Potenzial zur Hochschulreife hätten, sollten das Abitur auch ablegen können - aber nach wie vor auf einem Gymnasium. »Das bedeutet nicht, dass bald Abitur an Oberschulen gemacht werden kann«, sagte Breiding.

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