Die letzten Hornoer wohnen jetzt in Mulknitz

Werner Domain plant für sein Grundstück einen Anbau und eine Solaranlage

Ende November übergab das Ehepaar Domain ihr Grundstück in Horno an den Energiekonzern Vattenfall. Dem Abbaggern des Dorfes für den Braunkohle-Tagebau stand nun nichts mehr entgegen. Die Domains leben inzwischen in der Nähe von Forst, etwa vier Kilometer Luftlinie von Neu-Horno entfernt. In Neu-Horno haben sich die früheren Nachbarn der Domains angesiedelt. Das Schicksal des letzten Hornoer Hauses entschied sich in einer Verhandlungspause des Oberverwaltungsgerichtes in Berlin. In letzter Minute überzeugte Rechtsanwalt Dirk Tessmer seinen Mandanten, in einen Vergleich mit Vattenfall einzuwilligen. Denn die Chancen, das Haus zu retten, waren gegen Null gesunken. Dann ging alles sehr schnell. Kaum drei Wochen später waren die Sachen gepackt, das Bauholz verladen und die Domains fanden sich noch vor dem ersten Adventsonntag in ihrem kleinen Häuschen in Mulknitz am Rand von Forst wieder. Wer sie besucht, meint, dass sie dort immer schon gewohnt haben müssen. Denn der Schwatz über den Gartenzaun ist so alltäglich wie der Gang zur Kirche, kaum eine Minute entfernt auf der andern Seite der Mulknitzer Straße. Und wenn der 76-jährige Werner Domain die Äpfel preist, glaubt man, er hätte den alten Baum noch selber gepflanzt. Der Umzug traf die Domains nicht unvorbereitet. Das Grundstück in Mulknitz kauften sie schon Anfang der 1990er Jahre - für das Geld, dass sie damals vom Bergunternehmen für ihre halbe Hornoer Gastwirtschaft bekommen hatten. Geblieben war ihnen seinerzeit bloß das Wohnhaus und der halbe Hof. Um diesen Rest ging der Streit zuletzt nur noch. Das Häuschen in Mulknitz gleicht eher einer Laube für den Sommer. Die Decken sind niedrig und der Eingang führt durch die ehemalige Garage, sechs Stufen hoch zu den zwei Zimmern mit Durchgangsküche, alles sehr bescheiden. Werner Domain will jetzt anbauen. Das Holz dafür liegt schon seit Jahren trocken, ist aus dem Wald von Horno und noch im alten Sägewerk geschnitten. Ralf Röhr, der in Lakoma eine Holzkirche baute und zuletzt für sich und seine Freunde ein sorbisches Blockhaus, sah sich das Holz an und befand es für tauglich. Junge Leute, die in Lakoma ebenfalls gegen den Tagebau kämpften, halfen den Domains beim Umzug und wollen ihnen auch beim Anbau unter die Arme greifen. In Mulknitz sieht man den neuen Bürger mit seiner Bergbauentschädigung gern. »Im Glockenturm fehlt noch eine Glocke«, sagt Nachbar Siegfried Dubrau, der früher mal in Domains Gastwirtschaft kellnerte. Dubrau spendet selbst, aber Werner Domain zögert: »Erst mal muss das Haus umgebaut werden. Man kann sich ja kaum drehen, so eng ist das.« Natürlich wird er was zur Glocke dazugeben, obwohl er meint: »Eigentlich spende ich nur für die Ökologie.« Vor die Fassade des Häuschens kommt erst einmal eine Solaranlage für wenigsten ein Kilowatt Strom. Schön kann es werden in Mulknitz. Leid tut es Werner Domain um die vielen Apfelbäume in seinem alten Garten in Horno. »Ich kann sie nicht alle umpflanzen«, bedauert er. Doch die Grüne Liga, in der die Domains Ehrenmitglied sind, sieht eine Chance. Eine ökologische Baumschule suche noch seltene Reiser zum Veredeln, heißt es. Nur schnell muss es gehen, Mit...

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