Richtig Dampf im Kessel

Jazzdor Festival mit Erfolg beendet

  • Dago Langhans
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit einer gelungenen Mischung aus hierzulande bekannten, vor allem aber auch bislang unbekannten Jazzmusikern konnte das viertägige Jazzfestival Jazzdor Strasbourg Berlin erneut das Berliner Publikum im Kesselhaus der Kulturbrauerei begeistern. Der »kleine Ableger« des bewährten Straßburger Festivals Jazzdor residiert nun bereits im siebten Jahr in der Stadt und öffnete erneut mit zahlreichen Premiere-Veranstaltungen nicht nur französischen Musikern den Zugang zum Berliner Publikum.

Unter der künstlerischen Leitung von Philippe Ochem präsentierten sich bewährte Altmeister wie Michel Portal, Heinz Sauer oder die britische Jazzsängerin Maggie Nicols mit jungen Musikern, die großenteils erstmalig in Berlin auftraten. Das Eröffnungskonzert am Donnerstag setzte mit dem Duo, bestehend aus dem Klarinettisten Michel Portal und dem jungen Akkordeonisten Vincent Peirani bereits erfolgreiche Maßstäbe. Die beiden Musiker bereiteten einander melodische und rhythmische Vorlagen zur wechselseitigen Improvisation und verknüpften dabei gekonnt folkloristische Elemente aus der südfranzösischen Volksmusik mit ausgelassener Spielfreude am modernen Jazz. Am zweiten Konzertabend überzeugte die britische Improvisationsvokalistin Maggie Nicols mit Denis Charolles am Schlagzeug und David Chevallier an der Gitarre.

Eine gediegene Überraschung der besonderen Art bot der dritte Konzertabend mit dem Auftritt des Horizons Quintett des bulgarischen Posaunisten Gueorgui Kornazov. Der Elan dieser Fünferbande brachte endgültig richtig Dampf in den Kessel.

Aus ruhigen, melodischen Passagen des Kontrabassisten Marc Buronfosse mit dem Gitarristen Manu Codjia erwuchs eine furiose Rhythmuskombination mit dem Saxofonisten Emile Parisien, Karl Jannuska am Schlagzeug und Kornazov an der Posaune.

Aus dem ehemaligen Konzept über Jazzdor vor allem im Sinne französischer Kulturförderung insbesondere Musikern aus dem Nachbarland neue Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen, ist inzwischen ein grenzüberschreitendes Projekt geworden, dass schon lange die deutsch-französischen Grenze überwunden hat. Der in Berlin ansässige US-Schlagzeuger John Hollenbeck, der Chinese Wu Wei, der mit der traditionellen Mundorgel Sheng brillierte, der schweizer Posaunist Samuel Blaser, Tom Arthurs aus Grossbritannien und vor allem das European Saxophone Ensemble sind allesamt musikalische Zeugen einer Entwicklung mit globalem Charakter. Auch wenn sich das Berliner Jazzdor im Gegensatz zu früheren Festivals nunmehr auf den Auftrittsort Kesselhaus beschränkt, Neues und Bewährtes war in diesem Jahr zu hören und wird es im nächsten Jahr bestimmt wieder sein.

Ein besonderes Vergnügen für Jazzfreunde, die das Festival verpasst haben, besteht darin, dass von Deutschlandradio Kultur alle Konzerte aufgezeichnet wurden. Am Freitag gab es bereits eine Liveübertragung aus der Kulturbrauerei. Die anderen Konzerte werden am 10. Juni von 20.03 Uhr bis 21.30 Uhr, am 18. Juni von 02.05 bis 05.00 Uhr und am 24. Juni erneut von 20.03 Uhr bis 21.30 Uhr im Radio gesendet.

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