»Militär kauft sich seinen Nachwuchs«

Militärexpertin Verónica Valdivia Ortíz de Zárate fordert die Abschaffung des Wehrdienstes in Chile

Für eine kostenfreie Bildung fehle Geld, argumentiert die chilenische Regierung. Anderseits gibt sie jährlich sieben Milliarden Euro für die Streitkräfte aus. Mit der Militärexpertin VERÓNICA VALDIVIA ORTÍZ DE ZÁRATE von der Universität Diego Portales in Santiago de Chile sprach für »nd« NILS BROCK.

nd: Die chilenische Politik folgte während der Diktatur (1973-1990) einer militärischen Logik. Wie groß ist der Einfluss der Streitkräfte heute, nach mehr als zwei Jahrzehnten zivilen Regierens?
VALDIVIA ORTÍZ DE ZÁRATE: Die Militärs hatten auch in den 1990er Jahren noch eine ungeheure Machtfülle und sind bis heute ein gewichtiger Akteur. Die politische Stärke der Streitkräfte entspringt ihren institutionellen Beziehungen, vor allem den engen Kontakten mit rechten Parteien.

Für seinen Fortbestand ist das Militär zugleich ständig auf Nachwuchs angewiesen, Eine allgemeine Wehrpflicht gibt es in Chile jedoch nicht mehr, oder?
Nach der Rückkehr zur Demokratie gab es zahlreiche Versuche, die Wehrpflicht flexibler zu gestalten, die während der Militärdiktatur auf zwei Jahre erweitert worden war. Der Dienst an der Waffe war geprägt von Nötigungen. Die Jugendlichen wurden gezwungen, an repressiven Aktionen teilzunehmen. Nach dem M...


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