Die Bewegung ist ein Schlachtfeld

Der brasilianische Historiker Miguel Borba de Sá über die Vereinnahmung der Proteste durch die Rechte und den Kampf um die Hegemonie

Miguel Borba de Sá ist Dozent an der Bundesuniversität in Rio de Janeiro. Der Historiker schreibt zu indigenen Kämpfen in Lateinamerika. Er ist zudem politischer Aktivist in der Partei für Sozialismus und Freiheit (P-SOL), einer Linksabspaltung der regierenden Arbeiterpartei PT. Über die Proteste in Brasilien sprach mit Borba de Sá für »nd« Mark Bergfeld.

nd: Die Demonstrationen in Brasilen haben an Stärke eingebüßt, halten aber an. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?
Borba: Vorab: Die Proteste an sich haben nicht erst in São Paulo kurz vor dem Confed Cup begonnen. Schon vor zwei Monaten wurde in Porto Alegre demonstriert und bereits seit anderthalb Jahren eskalieren die sozialen Kämpfe in den Städten, wo die Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Die Bauvorhaben und die Unterhaltungsprojekte der konservativen und neoliberalen Bourgeoisie wie WM und Olympische Spiele schaffen mit ihren Begleitumständen Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Leute werden aus ihren Nachbarschaften vertrieben, arme Leute aus den Stadtzentren. Sie sind marginalisiert - ohne Arbeit oder Zugang zum öffentlichen Verkehr. Deshalb haben sich Jugendliche radikalisiert.

Wie organisieren und koordinieren die Menschen die Proteste?
Leute haben die Fotos und Berichte auf Facebook gesehen und ihre eigenen De...


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