Ceci n’est pas un château

Spruch frei nach Magritte soll den Landtag zieren

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Erfahrungsgemäß reagiert Finanzminister Helmuth Markov (LINKE) stets recht ungehalten, wenn ihm gegenüber vom Bau des Potsdamer »Stadtschlosses« die Rede ist. »Das ist kein Schloss«, wird der LINKEN-Minister, der via Amt Bauherr des vielbeachteten Gebäudes am Alten Markt in Potsdam ist, nicht müde zu betonen. Nun steht aber fest, dass dieser Satz nicht allein inhaltlich gültig ist, sondern dass er sogar am Gebäude selbst zu lesen sein wird. In Gold. Und auf Französisch.

»Ceci n‹est pas un château« soll als Sinnspruch - frei nach René Magritte - an der Fassade glänzen und die Passanten daran erinnern, dass hier eine architektonische und optische Täuschung vom Allerfeinsten vor ihnen steht. Denn mit dem alten Potsdamer Stadtschloss, das im Krieg schwer beschädigt und dessen Ruinen in der DDR-Zeit abgerissen wurden, hat das Haus allenfalls äußerlich etwas gemein. Innen ist es ein sachliches, modernes Verwaltungs- und Parlamentsgebäude. Mit fünf Etagen, statt den von der barocken Hülle angetäuschten drei.

Die Potsdamer Künstlerin Anette Paul hatte vorgeschlagen, diesen Satz an der Fassade des Landtagsschlosses anzubringen. Der Widerspruch zwischen Schein und Sein sollte so offen zutage treten, sollte gleichsam als Bekenntnis an der Wand prangen. Sie belegte mit dieser Idee beim diesbezüglichen Kunstwettbewerb den zweiten Platz. Ihr wurde vage in Aussicht gestellt, dass diese Idee an anderen Orten vielleicht umgesetzt werden könnte. Wo bloß, fragt man sich da. An einem Baumarkt? Und so verkündet es eine Ausstellung im alten Landtagsgebäude bis zum heutigen Tag.

Nun aber entschied sich der Bauherr, den Spruch doch an die Fassade zu setzen. Markovs Sprecherin Ingrid Matern begründete das mit der Erkenntnis, das genügend Geld vorhanden ist, um auch noch die Nummer zwei des Wettbewerbes Wirklichkeit werden zu lassen. Insgesamt 1,1 Millionen Euro können für die Kunst an diesem Bau ausgegeben werden.

Gewonnen hatte den Wettbewerb der Künstler Florian Dombois, der in Installationen die Kuppel des Schlosses Sanssouci optisch im Hof des neuen Landtags aufleuchten lassen will. Und zwar doppelt. Einmal groß und einmal klein. Eine Schlosskuppel soll hier visuell entstehen, wohlgemerkt, die man ein paar Kilometer weiter im Original betrachten kann.

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