Ordnung der Elemente

Vor 225 Jahren wurde der deutsche Chemiker Johann W. Döbereiner geboren

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der neu entdeckten chemischen Elemente sprunghaft an. Um jene verwirrende Vielfalt von natürlichen Grundstoffen systematisch zu ordnen, suchten einige Wissenschaftler nach Verwandtschaften zwischen den Elementen. Zum ersten Mal fündig wurde 1816 der deutsche Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner. Er stellte fest, dass die Elemente Calcium, Strontium und Barium nicht nur ähnliche chemische Eigenschaften besitzen, sondern auch in ihren Atomgewichten gewisse Regelmäßigkeiten erkennen lassen: So entspricht das Atomgewicht von Strontium (87,62) annähernd dem arithmetischen Mittelwert der Atomgewichte von Calcium (40,08) und Barium (137,33). Solche Dreiergruppen bezeichnete Döbereiner als »Triaden«. Und es gelang ihm, gut die Hälfte der damals 53 bekannten Elemente auf diese Weise zusammenzufassen, zum Beispiel Schwefel, Selen, Tellur bzw. Lithium, Natrium, Kalium. Damit nicht genug, sagte er mit Hilfe der Triadenregel das Atomgewicht von Brom vorher, indem er dieses neu entdeckte Element folgerichtig zwischen Chlor und Jod einordnete. Obwohl Max Pettenkofer bereits 1850 nachwies, dass die Triade als allgemeines Ordnungsprinzip für Elemente ungeeignet ist, gilt Döbereiners Arbeit als Meilenstein auf dem Weg zur Entdeckung des Periodensystems durch Dmitri Mendelejew und Lothar Meyer. Als Sohn eines Kutschers wurde Döbereiner am 13. Dezember 1780 in der Nähe von Hof geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Apothekerlehre und begab sich anschließend auf eine fünfjährige Wanderschaft, die ihn bis nach Frankreich führte. Er vertiefte sein Wissen autodidaktisch und kehrte 1802 in seine Heimat zurück. Doch alle Versuche, sich als Apotheker selbstständig zu machen, scheiterten. Öffentliche Aufmerksamkeit erregte Döbereiner vornehmlich durch seine Abhandlungen zu praktischen Problemen der Chemie. Dank der Fürsprache Goethes wurde er 1810 als Professor an die Universität Jena berufen. Da er kein akademisches Diplom vorweisen konnte, verlieh ihm die Fakultät kurzerhand den Titel eines Dr. phil., mit der Begründung, dass sich in Döbereiners veröffentlichten Arbeiten unverkennbar die Genialität ihres Verfassers widerspiegele. Der Mut der Fakultät wurde reichlich belohnt. In über 100 Veröffentlichungen trug Döbereiner maßgeblich zum Erkenntnisfortschritt in der Chemie bei. Besonders eingehend beschäftigte er sich mit der Edelmetallkatalyse und entwickelte 1823 ein Feuerzeug, in dem unter dem Einfluss von Platinschwamm ein Knallgasgemisch entzündet wurde. Als »chemischer Berater« von Goethe und auf dessen Anregung hin untersuchte Döbereiner die Möglichkeiten der Gaserzeugung für Beleuchtungszwecke und erforschte den Gärungsprozess. Aber auch in der Hochschulausbildung setzte er neue Maßstäbe. Er führte unter anderem das Laborpraktikum für Studenten ein und veranstaltete Kolloquien, die jedermann besuchen konnte. Trotz schlechter Besoldung und zahlreicher Angebote aus dem In- und Ausland blieb Döbereiner der Alma mater jenensis bis zu seinem Tod 1849 treu. Ein Grund dafür war sicherlich Dankbarkeit gegenüber Goethe, der mit dem Ankauf eines Gebäudes sowie der Beschaffung von Laborgeräten auch materiell zur frühen Blüte der Chemie in Jena beigetragen hatte.
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