Rokossowski

KALENDERBLATT

  • Johnny Norden
  • Lesedauer: 2 Min.

Sein Meisterstück lieferte der damals 45-Jährige 1941 vor Moskau ab. Die sowjetische Hauptstadt schwebte in höchster Gefahr. Die Wehrmacht hatte bei Jarzewo den letzten Verteidigungsring durchbrochen und Panzerkolonnen der Heeresgruppe Mitte rollten in hohem Tempo heran. Konstantin Rokossowski sammelte mit Hilfe einiger Stabsoffiziere der Roten Armee und einem Funkgerät die zurückweichenden Einheiten ein und verwandelte sie in einen schlagkräftigen Verband. Die Wehrmachtsoffensive wurde zum Stehen gebracht.

Konstantin, eigentlich Kaszimir, Rokossowski, Sohn eines verarmten polnischen Adligen. kämpfte im Ersten Weltkrieg als Gefreiter in der zaristischen Armee und trat 1917 den Roten Garden bei. Im Bürgerkrieg kommandierte der gerade erst 24-Jährige bereits eine Kavalleriedivision. Er zeichnete sich durch besonderes Geschick und ungewöhnlichen Mut aus und war bei Soldaten und Offizieren beliebt. Während des »Großen Terrors« 1938 bis 1940 saß er in Haft - als angeblicher Spion polnischer und japanischer Geheimdienste. Die Fürsprache des Verteidigungsministers Timoschenko bei Stalin rettete ihm das Leben.

Im Zweiten Weltkrieg avancierte Rokossowski nach Schukow zum bedeutendsten Heerführer der Roten Armee. Er verfügte über die Fähigkeit, sich in die Lage und Pläne des Gegners hineinzudenken. Die Wehrmachtsgeneräle fürchteten ihn; General Model nannte ihn den »polnischen Fuchs«. Stalin entwickelte zu Rokossowski ein eigentümlich inniges Verhältnis, sprach ihn mit Vor- und Vatersnamen an, eine Gunst, die der Diktator nur noch seinem langjährigen Generalstabschef Schaposchnikow zukommen ließ. Am 24. Juni 1945 durfte Rokossowski die Siegesparade auf dem Roten Platz kommandieren.

Die Nachkriegsjahre verliefen für ihn weniger glücklich. Der neu gegründete polnische Staat ernannte ihn zum Verteidigungsminister. 1956 wurde er jedoch vom Generalsekretär der PVAP Gomulka als »Stalinist« gebrandmarkt und abgesetzt. Rokossowski kehrte in die Sowjetunion zurück und wurde stellvertretender Verteidigungsminister. Als Chrustschow ihn beauftragte, einen scharfen Artikel gegen Stalin zu schreiben und er sich weigerte, war er tags drauf seines Postens enthoben.

Am 3. August vor 45 Jahren starb Rokossowski in Moskau. Er wurde gegen den Willen seiner Familie an der Kremlmauer beigesetzt.

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