Lautstark gegen Antisemiten-Demo

Hunderte protestierten gegen den Aufmarsch zum Al-Quds-Tag, bei dem auch Neonazis teilnahmen

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 2 Min.

»Gegen jeden Antisemitismus. Für Solidarität mit Israel«. Unter diesem Motto protestierten auch in diesem Jahr wieder rund 300 Menschen gegen den Aufmarsch von Anhängern des Regimes in Iran und anderen Islamisten am sogenannten Al-Quds-Tag (Jerusalem-Tag). Zu zwei Protestkundgebungen entlang der Marschroute vom Adenauerplatz über den Kurfürstendamm bis zum Wittenbergplatz hatten antifaschistische und linke Gruppen, die Amadeu-Antonio-Stiftung und die Jüdische Gemeinde aufgerufen. Auch die Berliner Linkspartei unterstützte den Protest gegen den Al-Quds-Tag.

»Zusammen mit emanzipatorischen Menschen, die vor allem aus Iran fliehen mussten, wenden wir uns vehement gegen den größten antisemitischen Aufmarsch Deutschlands«, erklärte der Pressesprecher des »Antifaschistischen Berliner Bündnisses gegen den Al-Quds-Tag«, Florian Flanz. Mit Sprechchören wie »Free Gaza from Hamas« oder »Nieder mit Chamenei« begleiteten kleine Gruppen von Demonstranten den Aufmarsch entlang der Route. Herbeieilende Polizeibeamte drängten die Protestierer aber immer wieder in die Nebenstraßen ab. Protest in Sicht- und Hörweite war somit nur vereinzelt möglich. Die etwa 800 Teilnehmer der Al-Quds-Demo antworteten auf die Rufe der Gegendemonstranten ihrerseits mit Pfiffen und dem wilden Schwenken iranischer, syrischer und palästinensischer Flaggen. Einige Teilnehmer führten zudem Porträts des syrischen Machthabers Baschar Al-Assad und Ayatollah Khomeinis mit sich.

Unter die Marschierer mischten sich auch dieses Jahr wieder Anhänger der libanesischen Hisbollah sowie vier Vertreter der ultraorthodoxen jüdischen Gruppe »Neturei Karta« (Stadtwächter). Die Sekte lehnt den Staat Israel als Ausdruck von Gotteslästerung strikt ab. Augenzeugen erkannten zudem einzelne Neonazis, die sich an der Al-Quds-Demonstration beteiligten.

»Diese Mischung aus Islamisten und sonstigen Antisemiten sorgt für ein reales Bedrohungsszenario auch in Berlin. Die hier offen artikulierte antisemitische und homophobe Propaganda schafft ein Klima, in dem es zu Übergriffen wie dem im letzten Jahr auf einen Rabbiner in Schöneberg kommt«, erklärte Kevin Kühnert, Landesvorsitzender der SPD-Jugendorganisation »Jusos«, gegenüber »nd«. Er freue sich aber, dass unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen jedes Jahr gemeinsam gegen den Aufmarsch mobilisieren. »Der auf die Straße getragene Hass gegen Israel bleibt somit nicht unwidersprochen«, so Kühnert.

Seit 1994 marschieren jedes Jahr zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan Anhänger des theokratischen Regimes im Iran für die »Befreiung« Palästinas und Jerusalems in Berlin. Sie folgen damit einem Aufruf des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini, der diesen Tag bereits 1979 zum internationalen Kampftag gegen das »zionistische Krebsgeschwür Israel« erklärt hatte. Neben einer staatlich organisierten Großdemonstration in Teheran finden regelmäßig auch in Deutschland, Großbritannien, Österreich und den USA größere Veranstaltungen statt.

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