Distanziert, verloren

Teju Cole: »Open City«

Wenn man sich fragt, weshalb der Roman »Open City« des New Yorker Autors Teju Cole so fesselt, fällt einem zunächst dessen melancholischer Ton ein. Amerikanische Kritiker fühlten sich an W.G. Sebald erinnert. In der Tat streift Coles Erzähler Julius durch Manhattan wie Sebalds Wanderer in »Die Ringe des Saturns« durch Englands Südosten. Beide beschreiben Menschen und Dinge, die ihnen begegnen. Beide sehen in der Gegenwart Spuren der Vergangenheit, werden zu Reflexionen inspiriert, zitieren Philosophen, Komponisten, Maler, Dichter.

Coles Erzähler Julius ist in Nigeria aufgewachsen, zum Medizinstudium geht er nach New York, wo er nie richtig Fuß fassen kann. Der latente Rassismus der weißen Mehrheitsgesellschaft erinnert ihn immer wieder daran, dass er Schwarzer ist.

Als ihn während der Facharztausbildung zum Psychiater seine Freundin verlässt, beginnt er seine Spaziergänge durch die Stadt. Während er vor einer Buchhandlun...


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