Werbung

Abrechnung

Meinhard von Gerkan hat ein Buch über den BER geschrieben

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Meinhard von Gerkan gehört mit seinem Büro Gerkan, Marg und Partner zu den Großarchitekten dieser Welt. Allein in China, wo gmp als erfolgreichstes europäisches Architektenteam gilt, lässt er hunderte Architekten für sich zeichnen. Doch ausgerechnet in Berlin, wo seine Karriere mit dem Bau des Flughafens Tegel begann, hat er mit zwei seiner Werke gerade erhebliche Probleme. Am Hauptbahnhof hat sich eines der Lager für das filigrane Ost-West-Dach verdreht, und beim neuen Flughafen wird er dafür verantwortlich gemacht, dass immer noch nicht geflogen werden kann. Nach der Absage der für den 3. Juni 2012 geplanten Eröffnung wurden die Architekten gefeuert und auf Schadenersatz verklagt. Sie sollen unvollständige Pläne geliefert und die Bauarbeiten ungenügend überwacht haben.

In der kommenden Woche werden wir Gerkans Sicht auf die Dinge erfahren. »Black Box BER« heißt sein Buch, dessen Erscheinen ausgerechnet für die nächste Sitzung des BER-Aufsichtsrates am 16. August angekündigt ist. Dort werden einige derjenigen zusammensitzen, die er für die Schuldigen an dem Debakel hält: die Bauherren, also Berlin, Brandenburg und der Bund. Die hätten ihn mit einem »Tsunami an Änderungsanforderungen« bombardiert, aber »kein Konzept, nur unstillbares Verlangen« gehabt. Er wirft ihnen Wunschdenken und Realitätsverweigerung vor. Flächen für Passagiere seien durch Coffeeshops und Boutiquen eingeengt worden, das Terminal so zu einer »Einkaufsmall mit Flughafenanschluss« verkümmert.

Die Manager, die Gerkan vor einem Jahr gefeuert haben, sind heute selbst nicht mehr an Bord der Flughafengesellschaft. Der neue Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat drei Gerkan-Leute wieder in sein Team geholt, und die Klage gegen das Büro ruht. Gerkan und Mehdorn kennen sich gut, sie waren schon beim Bau des Hauptbahnhofs beruflich verbunden, zuletzt nicht sehr freundschaftlich. Bahnchef Mehdorn ließ das Bahnhofsdach einfach um 110 Meter kürzen, um die Station rechtzeitig fertigzustellen. Auch am BER könnte sicher noch gespart werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal