Im Geiste von Ludwig Erhard

Der Sachverständigenrat ist ein Relikt der Wirtschaftspolitik der 1960er Jahre

Sommer 1963: Die CDU-FDP-Regierung ist durch die »Spiegel«-Affäre schwer angeschlagen, Konrad Adenauer hat seinen Nimbus als unumstrittener Nachkriegskanzler längst verloren. Der eigentlich mächtige Mann im Kabinett ist bereits ein anderer: Wirtschaftsminister Ludwig Erhard. Anders als Adenauer, der Verteilungsgerechtigkeit gemäß der katholischen Soziallehre befürwortete, setzt sein Vizekanzler auf den Markt, dessen Auswirkungen für den Einzelnen die Sozialpolitik lediglich abmildern soll.

Auch das »Gesetz über die Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung«, das am 14. August von Bundespräsident Heinrich Lübke unterzeichnet wurde, ging auf Erhard zurück. Vor allem erhoffte sich der frühere Kleinunternehmer und Industrieforscher von dem neuen Wissenschaftlergremium Schützenhilfe gegen die Gewerkschaften, die dank hohem Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und Mitbestimmung ers...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.