Neoliberale Orthodoxie mit Realitätsverlust

Der Ökonom Heinz-J. Bontrup über 50 Jahre Sachverständigenrat

Heute vor 50 Jahren trat das Gesetz zur Einführung des Beratergremiums der Bundesregierung in Wirtschaftsfragen in Kraft. Die Wirtschaftsweisen gehören zu den Vordenkern des Neoliberalismus in Deutschland. Vor allem unter linken Ökonomenkollegen stoßen ihre Konzepte nach wie vor auf viel Kritik.

nd: Der »Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung« (SVR) wird 50. Was wünschen Sie dem professoralen Beratergremium der Bundesregierung für die nächsten 50 Jahre?
Bontrup: Dass es sich seiner Anfänge und seines Auftrages besinnt. Als der SVR 1963 gegründet wurde, hatte er ja zunächst auch gewerkschaftliche, nachfrageorientierte, in weiterem Sinn »keynesianische« Positionen berücksichtigt - erst Mitte der 1970er Jahre ist das Gremium in die angebotsfixierte, neoliberale Einseitigkeit gekippt, die heute sein Markenzeichen ist. Diese Einseitigkeit müsste überwunden werden, wenn der SVR seine gesetzmäßigen Aufgaben ernst nehmen würde. Schließlich sollte er auch Verteilungsfragen, sowohl bezüglich der Einkommen als auch der Vermögen, mit aufnehmen. Bis auf eine Ausnahme ist das meines Wissens aber nie geschehen. Eine solche Einseitigkeit ist in der Ökonomie, die eine Sozial- und keine Naturwissenschaf...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.