Leiharbeiter in Klinik wehren sich

In drei Jahrhunderten wurde die einstige Landesirrenanstalt in Teupitz (Dahme-Spreewald) in staatlicher Regie geführt. 2005 wurde die Psychiatrische Fachklinik privatisiert und bereits 2006 zeigte sich, wohin dies führt. Seitdem benutzt der Krankenhauskonzern Asklepios bei Neueinstellungen einen pfiffigen Trick.

Neue Krankenschwestern und anderes Personal wurden seitdem nicht mehr direkt eingestellt, sondern von konzerneigenen Leiharbeitsfirmen angeworben und dann dauerhaft an die Teupitzer Klinik abgeordnet, berichtet Ralf Franke von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Von rund 330 Mitarbeitern der Stammbelegschaft seien etwa 115 Leiharbeiter. Noch schlimmer sei es in Lübben, wo Asklepios ebenfalls eine privatisierte psychiatrische Klinik betreibt. Dort seien von 250 Beschäftigten 150 Leiharbeiter.

Die Absicht ist klar: Es soll an den Löhnen gespart werden. Dies gibt Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt auch unumwunden zu. Doch ver.di verschweige wichtige Fakten. Für die Kliniken habe in den vergangenen vier Jahren eine ungeklärte Budgetsituation geherrscht. Erst Ende 2012 habe dies mit den Krankenkassen geklärt werden können. Außerdem drohten in den kommenden Jahren neue Unsicherheiten, weil die Politik 2014 ein neue Entgeltsystem einführe. Trotzdem habe Asklepios sich entschlossen, »den Anteil der Leiharbeitnehmer deutlich zu reduzieren«, versichert Sprecher Schmidt. Eine einvernehmliche Lösung mit Gewerkschaft und Betriebsräten sei aber leider nicht gelungen. Trotzdem habe die Klinik damit begonnen, Leiharbeiter zu übernehmen und »2014 werden weitere hinzukommen«.

Die Gewerkschaft wartet nicht ab. Sie fordert: »Schluss mit der Leiharbeit! Jetzt Festanstellung in der Klinik!« Die Betroffenen sind zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Heute zwischen 11.30 und 13 Uhr sollen sie sich zu einer »aktiven Mittagspause« gegenüber vom Haupteingang von Haus 1 versammeln.

Vor genau einer Woche gab es eine ähnliche Aktion in Lübben. Dort haben rund 100 Leute mitgemacht, berichtet Gewerkschaftssekretär Franke. Ihm zufolge werden die Leiharbeiter um einen beträchtlichen Teil ihres eigentlich verdienten Lohns gebracht. Denn beispielsweise eine Krankenschwester, die neu in Teupitz anfängt, verdiene als Leiharbeiterin 600 Euro brutto weniger im Monat als eine fest angestellte Kollegin. Nach sieben Jahren im Dienst würde die Differenz schon an die 800 Euro betragen. Sind solche Verhältnisse im Gesundheitswesen traurig, aber normal? »Hier in Brandenburg ist das schon einmalig«, sagt Franke.

Im Teupitzer Klinikum, zu dem auch eine forensische Abteilung zur Behandlung von maximal 24 psychisch kranken Straftätern gehört, stehen 310 Betten für Patienten bereit. Außerdem unterhält Asklepios dort Tageskliniken und Ambulanzen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal