»Wir sind die Blitzableiter«

Linke Aktivisten unterstützen in Berlin-Hellersdorf die Bewohner der neuen Flüchtlingsunterkunft

In Berlin-Hellersdorf haben antirassistische Aktivist_innen eine Dauermahnwache in der Nähe der neu geschaffenen Unterkunft für Asylsuchende abgehalten. Sie entstand als Reaktion auf die rassistischen Ausschreitungen von Anwohner_innen und Nazis beim Einzug der Geflüchteten am 19. August. Nach drei Wochen hat sich das Solidaritätsnetzwerk entschieden, diese Aktionsform zu beenden, um sich neuen Formen der Solidarität im Kiez der Unterkunft zuzuwenden. Hannes, 25, hat die Mahnwache als Aktivist begleitet. Mit ihm sprach das Redaktionskollektiv der Zeitschrift »Straßen aus Zucker«.

Straßen aus Zucker: Ihre Mahnwache gegen Rassismus in Hellersdorf hat anfangs die neuen Bewohner der Flüchtlingseinrichtung eher abgeschreckt als ihnen geholfen. Was war passiert?

Hannes: Während die Geflüchteten einzogen, gab es Hitlergrüße und rassistische Parolen. Wir kamen auf der anderen Seite zu langsam aus unserem Linke-Subkultur-Gehabe heraus und haben mit unserem Auftreten einzelnen Geflüchteten Angst gemacht. Diese Mischung führte zur panikartigen Flucht mehrerer Geflüchteter aus der Unterkunft. Das war so etwas wie ein Worst-Case-Szenario, wurde aber kritisch reflektiert. Unsere Reaktion konnte nicht sein, uns einfach zurückzuziehen, um die vom Bezirk beschworene Ordnung einkehren zu lassen, weil das den »ruhigen und ordentlichen« Rassist_innen nur den Freiraum gegeben hätte, ihre Hetze intensiver zu verbreiten und sehr wahrscheinlich auch übergriffig gegenüber den Bewohner_innen zu werden. Deswegen haben wir uns en...


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