»Halte deinen Kiez dreckig«

Das English Theatre Berlin startet ein Projekt über Echtheit, Zugehörigkeit und Identitätspolizei in der Stadt

Am Anfang war ein Graffito: »Echter Berliner - Ihr nicht. Fuck You!« Die Crew des English Theatre Berlin, die verstärkt die Szene der Expatriots - ursprünglich englische Muttersprachler im Ausland - in ihre Programme einbezieht, nahm diese Provokation zum Anlass, über Zuschreibungen von Echtheit und Fremdheit und über das Berlin-Gefühl von hier Geborenen wie Zugereisten zu forschen. Etwa 60 Interviews wurden geführt und daraus ein Stück gemacht, das am 24. September Premiere hat. Vorab sprachen die Macher DANIEL BRUNET (zwölf Jahre in Berlin), ARIEL NIL LEVY (fünf Jahre), LYNN FEMME (fünf Jahre), MURAT DIKENCI (drei Jahre) und LARA-SOPHIE MILAGRO (gebürtige Berlinerin) mit TOM MUSTROPH über ihre Erfahrungen und die der Interviewten.

nd: Was hat Sie zu dem Projekt bewogen?
Daniel Brunet: Als gebürtiger Amerikaner, der seit langem in Berlin wohnt, habe ich beobachtet, dass es eine Hierarchie zwischen den verschiedenen sogenannten Migranten gibt. Es gibt die aus den reicheren Ländern wie den USA, Kanada und Israel. Für die ist es leichter, weil Berlin sich in den letzten Jahren zunehmend internationalisiert hat. Sie müssen aber auch nicht an irgendeinem Integrationskurs teilnehmen.

Dann gibt es die Menschen, die aus dem Schengenraum kommen, und dann die Menschen mit dem sogenannten Migrationshintergrund, die selbst dann, wenn sie hier in Deutschland geboren wurden, vielen nicht als Deutsche gelten.

Haben Sie in den Interviews diese Hierarchie ebenfalls wahrgenommen?
Lynn Femme: Es kommt immer darauf an, in welchen Kreisen man sich bewegt. Bei Leuten in Führungspositionen, die keine Biodeutschen sind, werden diese Zuschreibungen eher nicht vorgenomm...


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