Zuwächse für Rechte in Hellersdorf

Die NPD lag bei der Bundestagswahl in dem Gebiet rund um die Flüchtlingsunterkunft über dem Durchschnitt in Berlin

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Flüchtlingsunterkunft in Marzahn-Hellersdorf.
Die Flüchtlingsunterkunft in Marzahn-Hellersdorf.

Zwischen dem Flüchtlingsheim in der Carola-Neher-Straße und der Grottkauer Straße in Marzahn-Hellersdorf liegen nur wenige hundert Meter und doch trennten bei der Bundestagswahl beide Orte Welten voneinander. Berlinweit holte die rechtsextreme NPD nur 1,5 Prozent der Stimmen, doch auf lokaler Ebene konnten die Neonazis vereinzelte Erfolge verbuchen.

Deutlich zeigt sich diese Entwicklung in der Gegend rund um die neue Flüchtlingsunterkunft in Hellersdorf. Hier erreichte die NPD sowohl bei den Erst- als auch den Zweitstimmen in einigen Wahllokalen zweistellige Ergebnisse. Den größten Zuspruch erhielten die Neonazis in unmittelbarer Nachbarschaft zur Flüchtlingsunterkunft. So erhielt die NPD im Wahlbezirk 617, der direkt das Heim umfasst, 11,9 Prozent der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen fiel das Votum mit 10,1 Prozent nur geringfügig schlechter aus. Ähnlich hohe Zustimmung erhielten die Rechtsextremen in den Wahlbezirken 618 und 601, die beide ebenfalls Teile der Carola-Neher-Straße sowie angrenzende Wohngebiete, etwa in der Neue Grottkauer Straße und dem Auerbacher Ring umfassen.

Dass das starke Abschneiden der NPD unmittelbar mit den wiederholten Provokationen der Neonazis gegen das Flüchtlingsheim zusammenhängt, zeigt ein Vergleich mit der Wahl 2009. Damals holte die Partei an gleicher Stelle nicht einmal fünf Prozent. Zudem sind die Erfolge der NPD lokal eng begrenzt. So fällt die Zustimmung umso stärker ab, je weiter ein Wahlbezirk von der Flüchtlingsunterkunft entfernt liegt. Im Wahlbezirk 601 in der Grottkauer Straße erreichte die NPD etwa nur 2,3 Prozent der Zweitstimmen.

Andere rechte Gruppierungen wie Pro Deutschland oder die Republikaner konnten von der Aufregung um das Flüchtlingsheim nicht profitieren und spielten auch berlinweit keine Rolle. Anders verhält sich die Situation bei der Alternative für Deutschland (AfD). So holte die Partei, die eine deutliche Verschärfung des Zuwanderungsgesetzes fordert, im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf mit 6,4 Prozent bei den Zweitstimmen ihr berlinweit stärkstes Ergebnis. Auch im Umfeld des Flüchtlingsheims in Hellersdorf lag die AfD mit etwa acht Prozent teils deutlich über ihrem Durchschnittswert in der Hauptstadt.

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