»Es gibt keine Rechtfertigung«

Internationaler Tag gegen die Todesstrafe: Helmut Ortner über Geschichte und Gegenwart der Hinrichtung

Zum elften Mal findet am 10. Oktober der »Internationale Tag gegen die Todesstrafe« statt. Initiiert wurde er von der »World Coalition against Death Penalty« (WCADP), einem Zusammenschluss von über 130 Nichtregierungsorganisationen. 43 Todesurteile wurden im vergangenen Jahr allein in den USA vollstreckt. Als »einzige westliche Demokratie« halte das Land, »dessen Verfassung jedem US-Bürger die Menschenrechte garantiert«, an der Todesstrafe fest, betont Helmut Ortner. In seinem »Buch vom Töten« vermittelt er Einblicke in die Geschichte staatlicher Hinrichtungen. Ausgehend von der Erfindung der Guillotine versammelt er vom Rädern über das Ertränken und Verbrennen bis zum elektrischen Stuhl, der Gaskammer und der Giftspritze das ganze grausame Arsenal. Ruth Renée Reif traf Helmut Ortner zum Gespräch.

nd: Herr Ortner, Sie legen in Ihrem jüngsten Buch überzeugend dar, dass keine Argumente für die Todesstrafe greifen. Dennoch taucht auch in Deutschland regelmäßig die Idee zu ihrer Wiedereinführung auf. Wie erklären Sie sich das?
Ortner: Nach spektakulären und abscheulichen Verbrechen wird immer wieder der Ruf nach der Todesstrafe laut. Es entlädt sich gewissermaßen der Volkszorn. Dabei handelt es sich um einen Rachereflex, verbunden mit dem Glauben, das Böse damit aus der Welt zu schaffen. Die Todesstrafe ist in den Ländern der Europäischen Union abgeschafft. Dabei wird es auch bleiben. Ihre Wiedereinführung steht nicht zu erwarten. Unsere Rechtskultur ist immun gegen solche populistischen Forderungen.

Wüssten Sie überhaupt irgendein Argument zu nennen, das die Todesstrafe rechtfertigen könnte?
Nein, es gibt keine Rechtfertigung, aber gute Gründe sie abzulehnen: Die Todesstrafe ist eine grausame, unmenschliche und erniedr...


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