Kapitalismus-Turniere

Schon seit 80 Jahren gibt es Monopoly: Mit einem der großen Könner im Straßenkaufen und Häuserbauen sprach René Gralla

Für die einen ist es der schamlose Angriff des Kapitalismus auf die Kinderzimmer. Für die anderen ist Monopoly bloß ein großer Spaß um Fantasiestraßen und haufenweise Mickey-Mouse-Geld. Längst wird Monopoly auch unter Turnierbedingungen ausgetragen, zum Beispiel am 17. November bei der Westfälischen Meisterschaft in Bielefeld. Der zweimalige deutsche Vizemeister Thomas Klemme (48) - im Hauptberuf Finanzbeamter in Herford - spielt auch mit.

nd: Fördert Monopoly die Geldgier der Spieler?
Klemme: Ich glaube nicht, dass man derart strenge Maßstäbe anlegen muss. Gerade wenn Kinder am Brett sitzen, dehnen die eine Partie gerne über viele Stunden aus. Und da steht weniger die Pleite der anderen im Vordergrund als vielmehr die Lust am Straßen kaufen und Häuser bauen und Mieten kassieren. Klar, bei ernsthaften Turnieren müssen die Gegner in den Bankrott getrieben werden. Aber auch dann ist das kein Selbstzweck, sondern der Weg zum Gewinn. Und diesen entsprechenden Ehrgeiz hat man schließlich auch in anderen Wettkämpfen.

Ist das Streben nach dem Bankrott der Konkurrenz tatsächlich so harmlos? Das bildet doch die Realität in der neoliberalen Wirtschaftsordnung ab.
Trotzdem bleibt Monopoly nur ein Spiel, und deswegen halte ich es für überzogen, das als Spiegelbild der Wirklichkeit zu interpretieren. Wie zugleich, falls Sie im Monopoly gewinnen, das Gefühl äußerst trüger...


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