Sie haben alle davon gelebt

Horsta Krum über den Handel mit Raubkunst in der NS-Zeit - und die Rolle der Kirche dabei

Horsta Krum, geboren 1941 in Torgau, war 1970 bis 1995 Pastorin der Französischen Kirche in Berlin und übernahm anschließend für zehn Jahre in Lyon/Frankreich ein Pfarramt. Sie ist Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz. Für die Verstrickung der Kirchen in der NS-Zeit begann sie sich zu interessieren, als sie 1970 auf einer Tafel in der Westberliner Hugenottenkirche bemerkte, dass die Worte »Höre Israel« mit schwarzer Farbe unkenntlich gemacht waren - ein Relikt aus dem Jahr 1934. Mit der Theologin sprach Karlen Vesper.

nd: Sie haben sich intensiv mit Raubkunst in der NS-Zeit befasst. Sind Sie überrascht, dass über 1400 Gemälde beim Sohn des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt auftauchten?
Nicht allzu sehr. Wer das Buch von Hans Prolingheuer »Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz«, erschienen 2001, gelesen hat, dürfte ebenfalls nicht überrascht sein. Der Autor erwähnte auch Hildebrand Gurlitt, der zu den vier privilegiertesten deutschen Kunsthändlern im NS-Staat gehörte.

Wer waren die anderen drei?
Karl Buchholz, Ferdinand Möller und Berhard A. Böhmer. Letzterer war ein Freund von Barlach und sorgte dafür, dass dieser halbwegs ruhig arbeiten und viele seiner Werke über die NS-Zeit gerettet werden konnten. Böhmer beging 1945 Suizid. Gurlitt starb 1956 bei einem Autounfall.

Inwiefern waren diese privilegiert?
Sie profitierten nicht nur vom Verkauf der Kunstschätze, die ausgewanderte Juden in Nazideutschland...



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