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Enthüllung des Jahres

  • Almut Schröter
  • Lesedauer: 2 Min.

Als Redakteurin ist man schon allerhand gewöhnt. Dann noch Männer weinen zu sehen, ist eigentlich ohne einen berufsspezifischen seelsorgerischen Beistand, wie ihn andere Berufsgruppen beanspruchen können, kaum noch auszuhalten.

Bei der Wahl zum Mister Germany 2000 bahnten sich die Tränen den Weg durch das Siegergesicht von Mister Germany 2000. Der 22 jährige Berliner Polizist mit dem typischen Berliner Namen Marcel Barkowski konnte nicht mehr an sich halten. Nach der nervlichen Anspannung des Wettbewerbs brachen die Emotionen nur so aus ihm hervor. Das ist verständlich. Schließlich überstand er die größte Enthüllung des Jahres meisterhaft. Barkowski zeigte sich der Jury und seinen Konkurrenten lächelnd in Hotpants, durfte in feinem Zwirn flanieren und unter haltend plaudern.

Wir sind stolz. Endlich erfährt die Welt, wie unsere Berliner Polizisten wirklich aussehen. Das verraten die Bilder in den Medien ansonsten ja leider gar nicht.

Da sind immer irgendwelche vermummten Gestalten zu sehen, formlose Körper in unförmigen Uniformen mit Schutzschild hier und Schutzhelm da. Von den anderen Gerätschaften mal abgesehen. Ein Mann muss nicht immer schön sein. Daraufkommt es gar nicht an. Aber man kann hingucken, solange man will, ein freudiger Anblick wird das nie.

Jetzt ist endlich enthüllt, was es da Schönes zu sehen gäbe und der Menschheit ständig vorenthalten wird. Der Bulle von Tölz hätte keine Chance. Der schönste Polizist Deutschlands wacht im Jahr 2000 in Berlin.

Wenn er nicht gerade auf einer der Reisen ist, die er zur Preisverleihung geschenkt bekommen hat. Oder mit dem Motorrad unterwegs, das dem Sieger noch als Präsent dazugestellt wurde. Und zack ist er wieder verschwunden - unterm Helm.

Foto: dpa

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