Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • ELITE-EINHEIT DER NVA

Die Hoffnung trog

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war die Zeit, in der auch das verrückteste Geschehen kaum noch jemanden überraschen

konnte. Soldaten streikten, Offiziere suchten verzweifelt die Wachen am Munitionsbunker und stellten sich schließlich selbst davor. Befehle überholten sich, bevor sie überhaupt in der Truppe ankamen. Ein professioneller Gottesanbeter amtierte als Verteidigungsminister und beschwätzte die Berufssoldaten, dass sich Bibeln bogen. Inmitten dieser chaotischen Zeit vor zehn Jahren gab es in der Rostocker Heide ein Örtchen namens Schwarzenpfost - 450 000 Quadratmeter NVA pur. Hier kommandierte Fregattenkapitän Klaus-Peter Gödde sein Küstenraketenregiment (KRR-18) samt etwa 250 höchst geheimen Boden- Schiff-Raketen. Seine Aufgabe bestand darin, im Kriegsfalle aus einem zehn Kilometer breiten Küstenstreifen von zehn selbstfahrenden Startrampen aus gegnerische Überwasserziele zu bekämpfen. Gödde berichtet aus dem Klaus-Peter Gödde: Eine Elite-Einheit der NVA rüstet ab. Edition Ost, Berlin. 331 S., br., DM

Truppenalltag zwischen dem Herbst 1989 und dem Frühjahr 1991. Länger als anderswo funktionierte hier der ganz gewöhnliche Dienst zwischen Wartung der Technik und Raketen-Übung. Doch dann verbreitete sich auch hier Unsicherheit. Wird man in die Bundeswehr über nommen?

Die Hoffnung nährte sich daraus, dass das Regiment als Elite-Truppe galt und in der NATO ihresgleichen suchte. Die Hoffnung trog. Gödde schildert die Schicksale seiner Leute und sein eigenes schließlich von Erfolg beschiedenes Mühen, in der privaten Wirtschaft unterzukommen. Das Buch bezeugt, dass die vielfach gepriesene, in den Streitkräften angeblich einzigartig vollzogene deutsche Einheit ein PR-Gag der Bundeswehrgeneralität war.

Wir sind käuflich.

Aber nur für unsere Leser*innen. Damit nd.bleibt.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Werden Sie Teil unserer solidarischen Finanzierung und helfen Sie mit, unabhängigen Journalismus möglich zu machen.