Stolpe dementiert Rücktrittsabsichten

Bei Spekulationen geht es weniger um ihn, als um möglichen »Thronerben« Platzeck

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Einen halben Tag lang kochte gestern im Landtag die Gerüchteküche, bis der Ministerpräsident selbst für Klarstellung sorgte: Nein, er trage sich nicht mit der Absicht, zurückzutreten, und er habe auch nicht vor, den Vorsitz der Friedrich-Ebert-Stiftung zu übernehmen. Zuvor waren Gerüchte vom Nürnberger SPD-Parteitag nach Potsdam gedrungen, denen zufolge Stolpe auf diesen Ehrenposten »abgeschoben« werden soll, um den Sessel des Regierungschefs für Matthias Platzeck als Nachfolger frei zu machen. All die Spekulationen betrafen in Wahrheit jedoch weniger Stolpe, als Platzeck: Nach dem großen Zuspruch, den er jetzt bei den Wahlen zum SPD-Bundesvorstand erfahren hat, könnte Kanzler Schröder noch Größeres mit ihm vorhaben, möglicherweise ihm sogar - vorausgesetzt, die SPD gewinnt bei den nächsten Bundestagswahlen - einen Ministerposten in seinem Kabinett anbieten. Schon vor drei Jahren waren nicht wenige davon ausgegangen, dass der Potsdamer Oberbürgermeister die Kommunalebene verlassen und in das rot-grüne Kabinett von Schröder eintreten könnte. Die einzige Chance Platzecks, der unwägbaren Gunst Schröders zu entgehen, wäre eine vorzeitige »Eroberung« des Potsdamer Ministerpräsidentensessels. Nachdem vor drei Tagen Äußerungen von Innenminister Jörg Schönbohm in der großen Koalition für Verunsicherung sorgten, macht sich nach Stolpes Absage bei der SPD nun Erleichterung breit. »Von solchen Gerüchten halte ich nichts«, sagte SPD-Fraktionschef Gunter Frisch. Er gehe davon aus, dass Stolpe mindestens bis zu den nächsten Wahlen im Jahr 2004 Ministerpräsident bleibt. Stolpe sei für ihn ein »unersetzliches Bindeglied im Regierungsbündnis«. Gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ist der 64-Jährige, der seit 1990 den Posten innehat, dienstältester »Landesvater« in Ostdeutschland. Gestern machte Stolpe einmal mehr klar, dass er so schnell die Bühne nicht verlassen will. In Bezug auf einen Wechsel in die Ebertstiftung ließ er wissen: »Sie hat in Holger Börner einen hervorragenden Vorsitzenden. Sollte sich einmal die Frage der Nachfolge stellen, so steht mit Anke Fuchs eine höchst anges...

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