Der mysteriöse Mord in Zimmer 715
Toter Fotograf / Hintergründe weiter unklar / Ermittler vermuten Täter aus Raum Berlin
Die Ermordung des Berliner Fotografen Nikolaus Geyer in einer Suite des Kölner Hilton-Hotels gibt den Ermittlern auch ein halbes Jahr nach der Tat Rätsel auf. Denn während der Tathergang selbst inzwischen minutiös rekonstruiert werden konnte, liegen die Hintergründe des Verbrechens weiterhin im Dunkeln.
Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Sicher scheint nur, dass der 37-Jährige am 20. August vergangenen Jahres gezielt in eine Falle gelockt und dann brutal erschlagen wurde. Der freie Fotograf, der seinen Sitz in Berlin-Kreuzberg hatte, war unter anderem für die Zeitschriften »Geo«, »Mare« und »Newsweek« tätig. Für die Reihe »Träume« der »Zeit« portraitierte er auch den Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit und den Linkspartei-Politiker Gregor Gysi. Alfred Möltgen, Leiter der neunköpfigen Mordkommission »MK-Foto«, geht gegenüber ND davon aus, dass es sich um eine »professionell geplante Tat handelt«. Spuren seien gezielt verwischt worden, um die Ermittlungsarbeit zu erschweren. Zumindest einer der Täter, vermutet Möltgen deshalb, »muss so was schon mal gemacht haben«. Nikolaus Geyer war am 19. August 2005, einen Tag vor der Tat, telefonisch von einem bislang unbekannten Auftraggeber gebucht worden, um Aufnahmen von Kardinal Karl Lehmann zu machen, der sich anlässlich des katholischen Weltjugendtages in der Dom-Stadt aufhielt. Die Vereinbarung wurde jedoch kurzfristig geändert. Am Abend des 20. August sollte nun ein Fototermin mit Willi Weber, dem langjährigen Manager der Formel-1-Fahrer Michael und Ralf Schuhmacher, stattfinden. Verabredeter Treffpunkt: Zimmer 715 im Kölner Luxus-Hotel Hilton. Als Geyer am Samstagabend gegen 20 Uhr mit seiner Ausrüstung im Hotel eintrifft, müssen ihm die Täter bereits aufgelauert haben. Die kriminaltechnische Untersuchung ergab später, dass der Fotograf bereits unmittelbar nach Betreten der Suite mit äußerster Brutalität attackiert worden ist. Er stirbt an den Folgen massiver Schläge gegen den Kopf. Als Tatwerkzeug vermutet die Polizei einen Baseballschläger. Der Tote wird erst am Sonntag in den späten Mittagsstunden von einem Zimmermädchen entdeckt. Er liegt in einer Blutlache, etliche Zähne sind ausgeschlagen. Hinweise auf einen Raubmord gibt es nicht. Die teure Profi-Ausrüstung des Fotografen haben die Täter im Zimmer zurückgelassen. Als Tatverdächtige wurden inzwischen zwei bislang nicht identifizierte Männer ausgemacht. Einer von ihnen hatte das Zimmer 715 etwa eine Stunde vor 20 Uhr angemietet und bar bezahlt, was im Hilton eher unüblich ist. Angeblich sollte seine Frau zwei Stunden später mit den Kreditkarten und Ausweispapieren nachkommen. Er führte eine Golftasche mit sich und gab an der Rezeption den falschen Namen Lars Rodenstock an. Da seine rechte Hand bandagiert war, bat er einen Angestellten des Hotels, das Anmeldeformular für ihn auszufüllen. Eine Schriftprobe von ihm gibt es infolgedessen nicht. Die zweite Person traf nur wenige Minuten später im Hilton ein. Der Mann trug einen silbernen Metallkoffer und ging direkt auf das Zimmer. Wie die Nachforschungen der Polizei ergaben, hatten die beiden mutmaßlichen Täter die Golftasche und zwei zur Tarnung verwendete Schirmmützen erst unmittelbar vor der Tat in einem Sportgeschäft in der Nähe des Hiltons gekauft. Weit weniger Klarheit als über den Tathergang haben die Ermittler auch sechs Monate nach dem Verbrechen über das mögliche Motiv. Bei mehr als einhundert Zeugenbefragungen, so Kommissionsleiter Möltgen, seien Berührungspunkte des Opfers zum kriminellen Milieu in keiner Weise erkennbar geworden. Dennoch müsse es eine gewisse Beziehung zwischen Nikolaus Geyer und den Tätern oder möglichen Hintermänner gegeben haben. »Wir gehen deshalb davon aus, dass die Täter aus Berlin oder Umgebung stamm...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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