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Nachsorge in Graal-Müritz

Familien sollen ihre chronisch kranken Kinder im Ostseebad betreuen können

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Wolfgang Rex, Schwerin

Das Projekt hat prominente Förderer. Zehnkampf-Olympiasieger Christian Schenk bemüht sich seit nunmehr vier Jahren, chronisch kranken Kindern ein Helfer zu sein. Der Goldmedaillengewinner von Seoul unterstützt deshalb auch die Idee, für chronisch kranke Kinder und deren Angehörige ein Dünendorf im Ostseebad Gral-Müritz zu errichten.

Turmspringerin Annika Walter, ebenfalls aus Rostock, nennt auch persönliche Gründe für ihr Engagement. Mit sieben Jahren verlor die Vizeweltmeisterin und Silbermedaillengewinnerin bei der Olympiade von 1996 ihren Vater. Der starb an Krebs. Kurt vor Weihnachten im vorigen Jahr erfuhr sie, dass auch ihre Mutter an Krebs erkrankt ist. Annika Walter hat wie Christian Schenk die Patenschaft über das Dünendorf in Graal-Müritz übernommen. Am 1. Juni 2002 soll Eröffnung sein. Nach den bisherigen Plänen kann die Kinder nachsorgeeinrichtung 65 junge Patienten aufnehmen. Für die Angehörigen plant man 45 Appartements mit je zwei oder drei Betten. «Familie ist die beste Medizin», heißt das Motto der künftigen Einrichtung. Im Dorf sollen vier Ärzte und 80 bis 120 weitere Mitarbeiter angestellt werden. Rund gerechnet wären pro Jahr 40000 Übernachtungen für erkrankte Kinder und Jugendliche sowie für betreuende Eltern möglich. Die Baukosten wer den mit 48 Millionen Mark angegeben.

Gedacht ist an Kinder, die an Krebs, der Erbkrankheit Mukoviszidose oder Asthma leiden. Mit zunehmender Umweltver schmutzung steigt die Zahl der an Asthma erkrankten Kinder. Inzwischen schätzt man, dass jedes zehnte Kind von der inzwischen häufigsten chronischen Krank heit unter den Jüngsten betroffen ist. Seltener kommt unter Kindern glücklicher weise Mukoviszidose vor, eine bisher unheilbare Krankheit, die die Atmungsorgane zerstört. Fachleute rechnen mit 6000 bis 8000 Erkrankten. An Krebs leiden bundesweit mehr als 3 Millionen Menschen. Jährlich erkranken 2100 Kinder an Krebs. Hinter dem Graal-Müritzer Projekt stehen auch das Schweriner Sozial- wie das Umweltministerium. Die Kombination von Urlaubs- und Freizeitangeboten mit Schulungsprogrammen für chronisch kranke Kinder passe gut in das Gesundheitsland Mecklenburg-Vorpommern, er klärte die zuständige Ministerin Martina Bunge (PDS).

Hauptgesellschafter ist das Diakonische Werk in der Pommerschen evangelischen Kirche. Das Diakonische Werk gehört mit 3200 Beschäftigten zu den größten Ar beitgebern in Mecklenburg-Vorpommern. Finanziert wird das Dorf vor allem mit Spenden, von Sponsoren und durch För dermittel. 750000 Mark kamen von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Die Projektoren hatten sich zu einer «nachhaltigen Planung» verpflichtet. Das Modewort «Nachhaltigkeit» bedeutet, dass die «Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu beeinträchtigen». Graal-Müritz lebt vom Seeklima, von der Heilkraft der Moore und den Wählern rundum. Das Kinderdorf entsteht am Rande des Strandes hinter den Dünen im Ortsteil Müritz. Es soll möglichst umweltschonend gebaut werden.

Übrigens hat Kinderbetreuung in Graal- Müritz Tradition. 1880 wurde das erste Hotel gebaut, bereits 1883 entstanden die ersten Kinderferienplätze. Von den zu DDR-Zeiten arbeitenden Ferien- und Kur einrichtungen haben nicht alle überlebt. Manches Haus bedarf auch dringenden der Sanierung. Von den insgesamt 700 Betten in den Kur und Rehabilitationseinrichtungen des Seeheilbades stehen die meisten für Kinder bereit.

Der größte Einzelspender ist Günther Spiegelberg aus Güstrow. Spiegelberg lässt Monat für Monat 50 Mark von seinem Konto an das Kinderdorf überweisen. Der Mann leidet seit seiner Kindheit am Grünen Star. Inzwischen 45-jährig, lässt seine Sehkraft immer mehr nach. Spiegelberg ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Deshalb will er mit seinen Mitteln auch anderen helfen. Der Elternverein zur Förderung krebskranker Kinder Rostock über wies 50000 Mark. Von Box-Profi Henry Maske kamen 2000 Mark.

Spenden an «Nachsorgeklinik Graal-Müritz GmbH». Konto-Nummer- 0275007316 bei der Ostseesparkasse Rostock, Bank leitzahl 13050000. das Kennwort. Spende zum Bau der Kindernachsorgeeinrichtung.

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