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Diepgen allein

  • Karin Nölte
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf Gipfeln ist die Luft dünner. Auch Eberhard Diepgen, im 14. Jahr Regierender Bürgermeister und im 17 CDU-Landesvorsitzender, muss in diesen Tagen tiefer durchatmen. Rings um ihn bröckelt es.

Erst haben ihm die so genannten jungen Wilden in den eigenen Parteireihen das Leben schwer gemacht, jetzt hat er das Problem sogar in der Senatsriege. Finanzsenator Peter Kurth ist nicht so botmäßig, wie er sein sollte. Denn als Kassenwart steht er vor den gleichen Problemen wie seine SPD-Vorgängerin: Er muss den Sparkurs diktieren. Darum will er nicht Millionen in die überflüssige »Kanzlerlinie« U 5 schütten. Und da ist ihm SPD-Stadtentwicklungssenator Strieder, der mit dem Geld lieber das Olympiastadion sanieren will, näher als sein Par tei- und Regierungschef. Diepgen will auf Biegen und Brechen die U-Bahnlinie - gegen Seine Senatoren, gegen die anliegende Wirtschaft, gegen alle Vernunft. Sein starrsinniges Festhalten an einem allseits abgelehnten Projekt erklärt sich nur aus einer Stets-zu- Diensten-Haltung gegenüber den Baukonzernen. Sonst bringt ihm die unter irdische Verbindung zwischen Rotem Rathaus und Kanzleramt nichts. Aber vielleicht glaubt er ja an einen SPD-Nachfolger aufseinem Stuhl oder einen künftigen CDU-Kanzler. Der Eisberg zwischen Diepgen und Schröder ist viel zu dick, da kommen selbst Schildvor triebsmaschinen nicht

durch.

Der Dauerstreit entbrennt, wie in einer nicht funktionierenden Ehe, immer wieder am Geld. Kleine Piesackereien sind das Salz in der Suppe, etwa, wenn der Kanzler ein Dankesschreiben für die Absicherung seines Gipfeltreffens an Parteigenossen Strieder adressiert, nicht aber an den zuständigen CDU-Innensenator, schon gar nicht an den Chef Diepgen, der sich prompt rächt, indem er die Rechnung präsentiert.

Der Öffentlichkeit wird auf hoher Ebene Theater auf niedrigem Niveau geboten. So hat sich Diepgen die Folgen des Regierungsumzugs gewiss nicht vorgestellt. Es wird einsam um ihn.

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