Im Land der Riesen und acht Tausender
Im Lamer Winkel wandert man grenzenlos und sagenhaft durch den Bayerischen Wald
In alten Zeiten soll es im Land zwischen Arber und Osser Riesen gegeben haben. Eine ideale Kulisse ist der Lamer Winkel im Bayerischen Wald ja für derartige Sagen und Geschichten. Tiefgrün bewaldet schließen die beiden Berge mit ihren Gipfeln das Tal ein. »Auf dem Arber hat ein Riese gewohnt, aber unser Hausriese hier ist der vom Osser«, erzählt Matthias Schnetter. Wenn die Gäste des größten Hotels der Region um Lam mit Matthias zu Wanderungen aufbrechen, dann kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Neben Riesen berichtet er auch von »Schwirzern« (Schmugglern), Wölfen und Bären.
Der Osser-Riese also sei so groß gewesen, dass ihn die Eichhörnchen für einen Baum hielten und an ihm auf und ab kletterten. Da er besonders gern Pferdefleisch mochte, spannte er den Fuhrleuten die Rösser aus und fraß sie samt Geschirr und Hufeisen. Als die Menschen immer tiefer in sein Reich eindrangen, die Wälder rodeten und Glashütten errichteten, wurde er immer verdrossener - und schließlich sollte es ein böses Ende mit ihm nehmen. Doch dazu später mehr.
In die kleine Landgemeinde Lam kamen vor rund 80 Jahren die ersten »Fremden«, die mit Knickerbocker, Windjacke und Rucksack durch die Wälder streiften und auf die Gipfel von Arber und Osser strebten. Man nannte sie »Sommerfrischler«. 1921 warben Vermieter in Lams ersten Ortsprospekt: »Zimmer mit fließendem Wasser - elektrisches Licht!« In den Anfängen waren es vor allem Thüringer und Sachsen, später auch die Berliner, die den Hauptteil der Gäste ausmachten. In Scharen sind diese auch nach der Grenzöffnung 1989 wieder gekommen. Und aus dem Bauerndorf ist ein Luftkurort mit Freibad und Kurpark geworden.
»Ein Urlaub im Waldland des Lamer Winkels gilt jedoch immer noch als Geheimtipp«, meint Matthias. Vor allem im Herbst, wenn die Luft sich wieder abkühlt und das Wetter unter dem sprichwörtlich weiß-blauen Himmel beständig bleibt, bieten sich eindrucksvolle Fernblicke bis hin zur Alpenkette. Im Gesamtbereich des Bayerischen Waldes liegen etwa 60 Gipfel über der magischen 1000-Meter-Grenze, doch nirgendwo anders türmen sich mehr Waldberge dieser Größe auf so engem Raum als rund um den Lamer Winkel im Tal des Weißen Regen.
»Bei uns kann man an einem Tag über acht Tausender wandern«, scherzt Matthias. Wer diesen Spruch hört, denkt sich zunächst: Sind wir denn hier im Himalaja? Doch wer denkt, die Lamer hätten übertrieben, der irrt. Gemeint sind die acht Berge, deren Gipfel über 1000 Meter hoch sind und die den Lamer Winkel vom Eck bis zum Großen Arber - mit 1456 Metern der höchste Berg des Bayerischen Waldes - umkränzen. »Wer früh am Morgen am Wanderparkplatz Ecker Sattel startet und gut zu Fuß ist, kann die Höhentour in sechs bis sieben Stunden schaffen«, so der Wanderführer.
Eine andere beliebte Wanderung ist die auf den alten Schmugglerpfaden zum Osser. Die »Schwirzer« - so genannt, weil sie sich das Gesicht bei ihren nächtlichen Touren über die Grenze ins Böhmische schwärzten - werden noch heute in so manchem Volkslied der Region gewürdigt. Salz wurde über die Grenze transportiert, Zucker, Sacharin, Mehl und Textilien, vor allem aber Schnaps kamen herüber.
Geschmuggelt wird auch heute noch ein bisschen. In erster Linie Zigaretten, aber niemand nimmt mehr mühselige und gefährliche Nachtmärsche auf sich.
Die Grenzen, die noch vor 15 Jahren von einem »eisernen Vorhang« geschlossen waren, sind praktisch offen. Mitten im Wald stößt man plötzlich auf Grenzsteine und weiß, dass man hier die Bundesrepublik verlässt und das Nachbarland betritt. Seit 1995 gibt es am Großen Osser einen Grenzübergang, gleichzeitig wurde mit dem in Deutsch und Tschechisch ausgeschilderten »Künischen Grenzweg« ein neuer Wanderweg eröffnet. Direkt auf dem Gipfel des Großen Osser stehen die weiß-blauen Grenzpfähle, im Biergarten der Schutzhütte sitzt man praktisch mitten zwischen Grenzschildern »Freistaat Bayern«, »Bundesrepublik Deutschland« und »Ceska Republika«. Grenzwächtern begegnet man nur noch selten, trotzdem sollte man vorsichtshalber immer seinen Ausweis dabei haben.
Das schlimme Ende des Osser-Riesen ist uns Matthias noch schuldig geblieben. »Nach einem Wutausbruch gegen eine Glashütte reichten ihm zwei Kinder eine Springwurz, die er schnupfen sollte«, erzählt er. Der Riese nahm die Pflanze, schob sie sich in die Nase und es zerriss ihn in tausend und abertausend Sonnenstäublein. Trotz dieses unschönen Endes ist der Osser-Riese heute so etwas wie ein Maskottchen des Lamer Winkels geworden: als Plüschfals Souvenir zu kaufen.
Tourist-Info Lam, Marktplatz 1, 93462 Lam, Tel.: (09943) 777, F...
Der Osser-Riese also sei so groß gewesen, dass ihn die Eichhörnchen für einen Baum hielten und an ihm auf und ab kletterten. Da er besonders gern Pferdefleisch mochte, spannte er den Fuhrleuten die Rösser aus und fraß sie samt Geschirr und Hufeisen. Als die Menschen immer tiefer in sein Reich eindrangen, die Wälder rodeten und Glashütten errichteten, wurde er immer verdrossener - und schließlich sollte es ein böses Ende mit ihm nehmen. Doch dazu später mehr.
In die kleine Landgemeinde Lam kamen vor rund 80 Jahren die ersten »Fremden«, die mit Knickerbocker, Windjacke und Rucksack durch die Wälder streiften und auf die Gipfel von Arber und Osser strebten. Man nannte sie »Sommerfrischler«. 1921 warben Vermieter in Lams ersten Ortsprospekt: »Zimmer mit fließendem Wasser - elektrisches Licht!« In den Anfängen waren es vor allem Thüringer und Sachsen, später auch die Berliner, die den Hauptteil der Gäste ausmachten. In Scharen sind diese auch nach der Grenzöffnung 1989 wieder gekommen. Und aus dem Bauerndorf ist ein Luftkurort mit Freibad und Kurpark geworden.
»Ein Urlaub im Waldland des Lamer Winkels gilt jedoch immer noch als Geheimtipp«, meint Matthias. Vor allem im Herbst, wenn die Luft sich wieder abkühlt und das Wetter unter dem sprichwörtlich weiß-blauen Himmel beständig bleibt, bieten sich eindrucksvolle Fernblicke bis hin zur Alpenkette. Im Gesamtbereich des Bayerischen Waldes liegen etwa 60 Gipfel über der magischen 1000-Meter-Grenze, doch nirgendwo anders türmen sich mehr Waldberge dieser Größe auf so engem Raum als rund um den Lamer Winkel im Tal des Weißen Regen.
»Bei uns kann man an einem Tag über acht Tausender wandern«, scherzt Matthias. Wer diesen Spruch hört, denkt sich zunächst: Sind wir denn hier im Himalaja? Doch wer denkt, die Lamer hätten übertrieben, der irrt. Gemeint sind die acht Berge, deren Gipfel über 1000 Meter hoch sind und die den Lamer Winkel vom Eck bis zum Großen Arber - mit 1456 Metern der höchste Berg des Bayerischen Waldes - umkränzen. »Wer früh am Morgen am Wanderparkplatz Ecker Sattel startet und gut zu Fuß ist, kann die Höhentour in sechs bis sieben Stunden schaffen«, so der Wanderführer.
Eine andere beliebte Wanderung ist die auf den alten Schmugglerpfaden zum Osser. Die »Schwirzer« - so genannt, weil sie sich das Gesicht bei ihren nächtlichen Touren über die Grenze ins Böhmische schwärzten - werden noch heute in so manchem Volkslied der Region gewürdigt. Salz wurde über die Grenze transportiert, Zucker, Sacharin, Mehl und Textilien, vor allem aber Schnaps kamen herüber.
Geschmuggelt wird auch heute noch ein bisschen. In erster Linie Zigaretten, aber niemand nimmt mehr mühselige und gefährliche Nachtmärsche auf sich.
Die Grenzen, die noch vor 15 Jahren von einem »eisernen Vorhang« geschlossen waren, sind praktisch offen. Mitten im Wald stößt man plötzlich auf Grenzsteine und weiß, dass man hier die Bundesrepublik verlässt und das Nachbarland betritt. Seit 1995 gibt es am Großen Osser einen Grenzübergang, gleichzeitig wurde mit dem in Deutsch und Tschechisch ausgeschilderten »Künischen Grenzweg« ein neuer Wanderweg eröffnet. Direkt auf dem Gipfel des Großen Osser stehen die weiß-blauen Grenzpfähle, im Biergarten der Schutzhütte sitzt man praktisch mitten zwischen Grenzschildern »Freistaat Bayern«, »Bundesrepublik Deutschland« und »Ceska Republika«. Grenzwächtern begegnet man nur noch selten, trotzdem sollte man vorsichtshalber immer seinen Ausweis dabei haben.
Das schlimme Ende des Osser-Riesen ist uns Matthias noch schuldig geblieben. »Nach einem Wutausbruch gegen eine Glashütte reichten ihm zwei Kinder eine Springwurz, die er schnupfen sollte«, erzählt er. Der Riese nahm die Pflanze, schob sie sich in die Nase und es zerriss ihn in tausend und abertausend Sonnenstäublein. Trotz dieses unschönen Endes ist der Osser-Riese heute so etwas wie ein Maskottchen des Lamer Winkels geworden: als Plüschfals Souvenir zu kaufen.
Tourist-Info Lam, Marktplatz 1, 93462 Lam, Tel.: (09943) 777, F...
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