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Vor den Höhlen des Grauens ist ein Zaun

In der Gedenkstätte Zwieberge verstehen ehemalige KZ-Zwangsarbeiter die Nachkriegswelt nicht mehr

  • Lesedauer: 3 Min.

Am Anfang war Dr.Tnebler sehr entgegenkommend. Das hat sich geändert. Auch Ellen Fauser, Leiterin der Gedenk statte Langenstein-Zwieberge, verflucht den Briefkasten am UTA-Tor. So wie auch ehemalige Häftlinge, die dort zur Sklavenarbeit gezwungen waren.

Ende April 1944 trieb die SS die ersten 18 Häftlinge in die Thekenberge. Sie waren das Vorauskommando für das Projekt »Malachit«. Es unterstand dem Baustab Waffen-SS und sollte eine unterirdische Produktionsstätte für Düsenbomber und V-2-Raketen werden. Die Todesrate lag bei 70 Prozent. Arbeitsunfälle, Entkräftung, Krankheiten, wer nicht fleißig genug war oder gar die Arbeit ver weigerte, Sabotage betrieb, wurde »aussortiert«.

Am 11. April erreichten US-Truppen das Lager und die Fabrik. Vier Jahre später, die DDR war noch nicht gegründet, er richtete man über Massengräbern ein schlichtes Mahnmal, 1968 wurde die Gedenkstätte gestaltet, 1976 fügte man ein Museum hinzu, das derzeit umgebaut und neugestaltet wird.

Als Elke Fauser mit frischem Historiker Diplom von der Berliner Humboldt-Universität in Langenstein angekommen war, spürte sie noch allerlei Forscherdrang in sich. Und eine gehörige Portion Wut, »wenn mein damaliger Chef als braver Parteisoldat ehemaligen Häftlingen wie allen anderen Besuchern das Märchen von den gesprengten Stollen auftischte«. Zwar wusste es die ganze Gegend, dennoch war es natürlich streng geheim, dass 6,5 Kilometer des ehemaligen »Malachit«- Stollens von der DDR-Volksarmee genutzt wurden. Nachdem nun auch die Bundeswehr ihr Interesse an dem durchbohrten Kalkstein verlorön hat, könnte man etwas freier an die Darstellung des »Malachit«- Grauens, unter dem Menschen aus allen Teilen Europas gelitten haben, gehen. »Nur kommt man damit nur bis zum Briefkasten des Besitzers.«

Anders als Vorbesitzer Karvelage, der 9000 Mark für Türöffnungen berechnet, wollte Triebler keinen Pfennig. Nachdem die Gedenkstätte den 2,3 Kilometer langen Arbeitsweg der Stollensklaven herrichten ließ, soll er Frau Fauser sogar einen Schlüssel für sein Tor versprochen haben. Was immer zu dieser Großmut geführt haben mag, ganz gewiss hat der Geschäftsmann gute Beziehungen zur Obrigkeit »in Rechnung gestellt«. Immerhin ließen sich hier zu besonderen Gedenktagen Sachsen-Anhalts Politspitzen sehen, der Herr Premier, dann Minister, nun ab und an noch ein Staatssekretär. Natürlich blieb es Triebler auch nicht verborgen, dass auf der Liste des Fördervereins, der sich um die Gedenkstätte kümmert, hinter allerlei Namen die Kürzel MdB, MdEP oder auch »nur« MdL stehen. Doch nicht alle Kalkulationen gehen auf.

Im vergangenen Jahr hatte die Gedenk statte, in der »dreieinhalb« Mitarbeiter beschäftigt sind, 15 000 Besucher. Noch wichtiger sei indessen die Erinnerung für jene, die hier ihre Jugend, ihre Freunde und Verwandten verloren. »Und für jene, die in der Umgebung leben.« Die Historikerin Ellen Fauser weiß, dass Geschichte nie zu Ende ist, sie erinnert an die, »die schon wieder so übermäßig stolz sind auf Deutschland und damit andere Völker, andere Lebensarten geringschätzen.« Man muss nur ein paar Schritte vor die Massengräber gehen -in Hinweistafeln sind Hakenkreuze eingeritzt.

Umso engagierterkümmern sich Mitar beiter und Förderer der Gedenkstätte um den alljährlichen »Tag der Begegnung«. Man hat diese Treffen aus dem Protokollformat genommen. »Ehemalige« samt Kinder und Enkel verbringen den 11 April in Langensteiner Familien.

Angeblich soll das Bundesvermögensamt in den Verkaufsverträgen eine Klausel für die Gedenkstätte eingearbeitet haben. Ein freier Zugang bis zu einer Tiefe von 150 Metern. Das wäre ein Anfang ...

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