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  • NACHWUCHS-ASSEN AUF DER SPUR

»Bissig und ehrgeizig«

Eisschnelllauf-Junioren überzeugen sogar Trainerinnen

  • Marina Krüger
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Bei der Junioren-WM den Titel über 5000 Meter und zwei, drei weitere Medaillen.« So sagt und hofft es der Chemnitzer Marco Weber für die Saison. »Man muss sich hohe Ziele stellen«, war sich der 19-Jährige gegenüber ND auch am letzten Wochenende in Berlin-Hohenschönhausen sicher. Um hier dann bei den Junioren-Qualifikationswettkämpfen (AK 14 bis 19) seine derzeit einsame Spitzenposition über 5000 Meter gleich nachdrücklich unter Beweis zu stellen. Über 15 Sekunden nahm er seiner gleichaltrigen Konkurrenz ab.
Diese Qualifikationswettkämpfe sind traditionell die erste nationale Standortbestimmung jeder Saison. 118 Sportler aus 12 Vereinen traten an, der komplette Kreis der nationalen und jeweiligen Länderkader. Es galt für die Aktiven wie für die Trainer die Frage zu beantworten: Wie gut, wie hart, wie effektiv ist im Sommer auf Rollen und Rad trainiert worden? Außerdem wurden die Mädchen und Jungen ermittelt, die Deutschland bei den nächsten internationalen Juniorenwettkämpfen vertreten werden. Beispielsweise geht es schon am kommenden Wochenende darum, ob die deutschen Junioren AK 14/15 endlich einmal besser sind als ihre niederländischen Konkurrenten. Beim Länderkampf im vergangenen Jahr kam man schon bis auf 20 Punkte an die Holländer heran. In den Jahren zuvor war der Abstand dreistellig.
In Berlin-Hohenschönhausen gab es eine Reihe ganz hervorragender Resultate, sowohl was den Spitzenbereich betrifft, als auch persönliche Bestleistungen im mittleren Leistungsbereich. Diese individuellen Rekorde gelten den Trainern als Indikator für eine zukünftige Leistungssteigerung. »Denn«, so die Leitende Berliner Landestrainerin Karin Drbal. »gerade in den unteren Altersklassen sind die physischen Voraussetzungen bei Mädchen wie bei den Jungen noch sehr unterschiedlich, das muss man bei der Beurteilung der Leistungen berücksichtigen.«
Da laufen 14-, 15-Jährige mit der Statur eines Mannes gegen Gleichaltrige, die sich dagegen wie Hänflinge ausnehmen. Trotzdem kann man Tendenzen erkennen - und die deuten darauf hin, dass die männlichen Junioren stark im Kommen sind. Die erfahrene Erfurter Trainerin Gabi Fuß, die auch mit Gunda Niemann-Stirnemann arbeitete, meint zu den 14- bis 17-Jährigen: »Das ist eine Generation, die bissiger und ehrgeiziger geworden ist. Die haben den Mut, auch eine lange Strecke mal von vorn zu laufen, die bringen auch im Training schon Außergewöhnliches.« Ähnlich sieht es die Junioren-Cheftrainerin Dr. Isolde Weidner.
Bei den Juniorinnen dominierten übrigens eindeutig die Berlinerinnen. Die Nachfolge für eine Claudia Pechstein und Monique Garbrecht-Enfelt scheint gesichert. »Doch trotz der Erfolge«, räumt Landestrainerin Karin Drbal ein, »müssen wir verstärkt an der schlittschuhläuferischer Perfektion arbeiten.«
Zu den kleineren, aber auch sehr erfolgreichen Mannschaften gehörte die aus Grefrath (Niederrhein). Der Landestrainer Jan Coopmans reiste mit nur sieben Sportlern an, war aber trotzdem mit einem ersten, einem zweiten, einem vierten und einem fünften Platz ausgesprochen erfolgreich.
Im Gegensatz zu den Leistungszentren Erfurt, Dresden, Chemnitz und Berlin werden dort relativ wenig Sportler betreut. Doch dafür trainiert beispielsweise ihr jüngstes Talent Frederick Lambertz schon mal mit den älteren Mädchen oder auch mal mit Christian Breuer. »Hier schauen sich die jungen Sportler dann schon eine Menge ab«, begründet Jan Coopmans sein Erfolgsrezept.
Zum Saisonende wird man sich im annähernd gleichen Kreis zu den jeweiligen deutschen Altersklassen-Meisterschaften wiedertreffen. Dann geht es um Meistertitel, vor allem aber um Fördereinstufungen in verschiedenen Kategorien. Für die einen wird sich dann die Weiche mehr in Richtung kontinuierlicher Leistungsentwicklung stellen, für die anderen mehr in Richtung Freizeitsport.

Die Saison-Auftaktbesten: Junioren AK 18/19: Marco Weber (Chemnitz), Robert Lehmann (Erfurt), Patrick Wirth (Berlin). AK 16/17: Sascha Rauschenbach (Erfurt), Frank Steiner (Dresden), Nico Ihle (Chemnitz). AK 14/15: Frederick Lambertz (Grefrath), Nico Dorsch (Berlin), Michael Bergmann (Crimmitschau/Chemnitz). Juniorinnen AK 18/19: Judith Hesse (Erfurt), Alexandra Lipp (Grefrath), Monique Angermüller (Berlin). AK 16/17: Franziska Petereit (Berlin), Kathi Metzner (Berlin), Karoline Zillmann (Mylau/Chemnitz). AK 14/15: Cindy Nedela (Berlin), ...

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