Zu viel Lärm am Langen See?

Einwohner von Wendenschloß kontra Grünauer Gewerbetreibende

  • Wolfgang Carst
  • Lesedauer: 2 Min.
Wenn in Kürze die Wassersportsaison am Langen See beginnt, wird ein alter Streit wieder aufbrechen. Es geht um den Lärmpegel, den Motorbootrennen, Drachenbootausscheide oder Musikevents an der Dahme erzeugen. Während sich Einwohner von Wendenschloß an der Nordseite des Langen Sees gegen die ihrer Meinung nach »unzumutbare Lärmbelästigung« zur Wehr setzen, wird auf der gegenüberliegenden Südseite der wirtschaftliche und touristische Aspekt solcher Veranstaltungen in den Vordergrund gerückt. Bewohner der schmucken Villen und Einfamilienhäuser auf der Wendenschloßseite des Langen Sees erwägen, mit einer Klage gegen die akustischen Umweltverschmutzer vorzugehen. Große Erfolgsaussichten werden einer solchen Initiative allerdings nicht eingeräumt. Laut Berliner Landesbestimmungen dürfen auf dem See, der von der Dahme durchflossen wird, jährlich bis zu 18 Veranstaltungen mit einer Lautstärke von rund 55 Dezibel durchgeführt werden. Events mit mehr als 70 Dezibel - das entspricht dem Lärm einer Hauptverkehrsstraße - müssen vom Senat extra genehmigt werden. Das ist auch bei allen von den Lärmgegnern beanstandeten Veranstaltungen erfolgt. Diese Praxis, so der Vorsitzende des Wirtschaftskreises Treptow-Köpenick e.V., Prof. Dr. Wolfgang Lausch, sollte auch in Zukunft beibehalten werden. Er unterstützte die Initiative von mehr als 40 Gewerbetreibenden in Grünau, die sich für den Erhalt und die verstärkte Nutzung der historischen Regattastrecke einsetzen. Die Drachenbootweltmeisterschaft vom Sommer vorigen Jahres habe ebenso wie die jährlich stattfindenden spektakulären Motorbootrennen oder die Wettkämpfe der Segler, Ruderer und Kanuten als Publikumsmagnet gewirkt. Der in diesem Herbst scheidende Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Klaus Ulbricht (SPD), hat mit Nachdruck auf die Bedeutung des Tourismus für die weitere Entwicklung des grünen und wasserreichen Bezirkes hingewiesen, auch in Hinblick auf die Tatsache, dass noch immer Industriearbeitsplätze vernichtet werden, wie jüngst das Beispiel Samsung zeigte Der Wirtschaftskreis Treptow-Köpenick setzt sich für eine maßvolle, die Interessen aller Seiten berücksichtigende Regelung des Lärmstreites ein. Dabei müssten, so Lausch, sowohl die berechtigten Wünsche der Grünauer Gewerbetreibenden als auch die der Einwohner von Wendenschloß gebührend berücksichtigt werden. Die sich anbahnende positive Wirtschaftsentwicklung in Grünau dürfe nicht aufgehalten werden und die Wohnqualität in Wendenschloß nicht leiden.

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