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Rechnung steigt

Gesetzliche Lasten werden von den Versorgern vor allem an Haushaltkunden weitergegeben Von Jörg Staude

  • Lesedauer: 3 Min.

Als Gründe, dass die 0,5 Pfennig Ökosteuer dieses Mal weitergereicht werden, halten bei den meisten Versorgern die zusätzlichen Belastungen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie der Förderung der Kraft- Wärme-Kopplung (KWK) her. Die daraus herrührenden Kosten steigen laut dem Verband der Deutschen Elektrizitätswirtschaft (VDEW) im Jahr 2001 von 0,5 auf 1,2 Pfennig pro kWh. Bei allen Aufschlägen kommt noch der obligatorische Anteil der 16-prozentigen Mehrwertsteuer hinzu. Alle Zusatzkosten zusammen könnte man, so der Tenor der Branche, betriebswirtschaftlich nicht mehr verkraften.

Dennoch sanken, daran wird erinnert, für einen Musterhaushalt, der 300 kWh im Monat verbraucht, die durchschnittlichen Stromausgaben seit 1998 von knapp 98 auf 8 3 Mark.

Nicht viele Unternehmen passten die Stromtarife allerdings zum 1. Januar 2000 und mit dem direkten Verweis auf die Ökosteuer an. Einige führten bereits im November oder im Oktober Tarife ein, in die die kommenden Belastungen bereits eingerechnet wurden. Allgemein fällt da die Beurteilung schwer, welche Belastungen genau zu welchen Preisaufschlägen führten. So erhöht der einstige Billiganbieter Yello mit der Ökosteuer-Begründung den Strompreis für alle Neukunden gleich um fast 3,5 Pfennig je kWh oder prozentual je nach Verbrauch um 8 bis 14 Prozent. Hier gab es augenscheinlich plötzlich einen erheblichen »Nachholbedarf«. Der größte ostdeutsche Regionalversorger Envia schlägt ab Januar einen ganzen Pfennig je kWh drauf- allerdings nur für die privaten Haushalte. Gewerbeund Industriebetrie werden bei dem Basis-Angebot »enviaprofi« künftig um 2 Pfennig entlastet. Nur diese Preispolitik sei vom sächsischen Wirtschaftsministerium nach Vorlage der Zahlen genehmigt worden, erläutert Holger Bittner von Envia. In dessen Versorgungsgebiet Brandenburg/Sachsen/Sachsen-Anhalt liegt der Stromverbrauch übrigens pro Haushalt bei rund 200 kWh im Monat.

Bei der Thüringer Energie AG (TEAG) werden seit Oktober 2000 gleichermaßen »alle Kundengruppen«, wie das Unter nehmen mitteilte, mit 0,91 Pfennig je kWh (plus Mehrwertsteuer) belastet. Die Ökosteuer will die TEAG zum 1. Februar 2001 nachholen - diese Erhöhung muss das Landeswirtschaftsministerium allerdings noch genehmigen.

Auch wenn die TEAG erklärt, dass die Sondervertragskunden von den Belastungen nicht ausgenommen werden, ist der bundesweite Trend ein anderer- Die Privatkunden werden zur Kasse gebeten, während man Gewerbe und Industrie ausnimmt. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass auf Grund der Ausnahmen bei der Ökosteuer die meisten Industrieunternehmen so oder so keine Stromsteuer zahlen müssen. Den Trend, dass vor allem die Privatkunden stärker in die Tasche greifen müssen, bestätigt Bittner ebenso wie der Verband Kommunaler Unternehmen, in dem über 700 Regionalversorger und Stadtwerke zusammengeschlossen sind. Der VKU erklärt das damit, dass die Privatkunden insgesamt »weniger vom Wettbewerb profitieren« als die so genannten Sondervertragskunden, die unter den Bedingungen eines total geöffneten Strommarktes eben leichter den Lieferanten wechseln würden. Man kann es auch anders sehen›: Bisher wechselten nach den VKU-Angaben erst 2 bis 4 Prozent der privaten Haushalte zu überregionalen Billiganbietern. Die »Treue« zum regionalen Anbieter wird nun damit belohnt, dass die Belastungen vor allen den Stammkunden übergeholfen werden. Der oft angepriesene Stromwechsel zu anderen Anbietern, um Geld zu sparen, lohnt sich - siehe Yello - auch immer weniger. Die rosige Zeit für die kleinen Stromkunden währte nicht nur kurz - sie ist offenbar auch schon wieder vorbei.

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