Mit dem Frühling im Rucksack zur Kita

Neuköllner Vereine orientieren ihre Arbeit stärker auf Eltern mit Migrationshintergrund

  • Ines Wallrodt
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Wie sich ein Kind entwickelt, hängt auch davon ab, wie sehr es von den Eltern unterstützt wird. Selbst Kinder, die jahrelang eine Kita besuchen, können zur Einschulung teilweise nicht richtig sprechen, ergaben Studien. Dies betrifft gerade Kinder mit Migrationshintergrund, deren Eltern oft selbst nicht besser Deutsch können als sie. Um solche Integrationshindernisse zu lösen, versuchen viele Projekte, Eltern in ihre Arbeit einzubeziehen. So auch drei Vereine im Bezirk Neukölln. Im Kindertreff »Waschküche« verbringen täglich Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ihren Nachmittag. Sie sind griechischer oder deutscher, vorwiegend aber arabischer und türkischer Herkunft. »Kindersozialarbeit hat jedoch allenfalls kompensatorische Effekte«, sagte Elke Bovier, Leiterin der Einrichtung. Um besser mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, wird der Kindertreff nun auch ein Elterntreff: ein Elterncafé lädt zum Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus werden in der »Waschküche« Elternkurse, die auf einem Konzept des Kinderschutzbundes beruhen, angeboten. Darin geht es vor allem um Fragen der (gewaltfreien) Erziehung. Ein erster multikulturell besetzter Kurs hat vergangene Woche begonnen. Im Projekt »Rucksack« fördern eigens ausgebildete Elternbegleiterinnen mit nicht-deutscher Herkunft die Kooperation zwischen Kitas und Müttern. Dabei trägt das Kind in seinem »Rucksack« ein bestimmtes Thema zwischen Kita und Zuhause hin und her. An beiden Orten wird so z. B. das Thema »Frühling« parallel bearbeitet: etwas gebastelt, Passendes gelesen. Erziehungspartnerschaften, nennen das die Projektträger. Dies diene der Sprachförderung und stärke die Bildungskompetenz der Mutter, erläutern sie. Das Programm der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) und ihres Partners Djeli Association richtet sich besonders an die »oft weniger beachteten, aber in großer Zahl im Bezirk lebenden« Roma und Sinti sowie afrikanische und afrodeutsche Familien. Ähnliches verfolgt der Verein Al-Dar an Schulen. Während diese klagten, wir erreichen die Eltern nicht, berichteten jene nur von Konflikten mit der Schule, sagt Leiterin Renée Abul-Ella. Vielfach entstünden die Probleme aus beiderseitigen Missverständnissen und Unkenntnis. Al-Dar bietet daher Schulungen speziell für arabische Familien an. Neuland betritt der Verein, wenn er diesmal insbesondere Väter anzusprechen versucht. »Das ist viel schwieriger als mit Frauen«, vermutet Abul-Ella. In den Seminaren erhalten die Familien Informationen über das Schulsystem, tauschen sich Schule und Eltern über ihre Erwartungen aus, wird diskutiert, was es heißt, Kinder in einer fremden Kultur zu erziehen. Der Senat fördert die genannten Ansätze im Rahmen seines integrationspolitischen Programms, aus dem bis Ende des Jahres insgesamt 500 000 Euro an 17 Projekte vergeben werden. Es setzt auf niedrigschwellige Angebote im Stadtteil und auf die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen. »Bildungsarbeit hat große Ziele, beginnt aber sehr kleinteilig«, sagte Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei.PDS) bei der Präsentation der Neuköllner Projekte. Der Integrationsbeauftragte Günter Piening kündigte an, dass jedes Projekt ausgewertet werde. Die Ergebnisse sollen in...

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