Sumo-Ringer fühlen sich in Riesa nudelwohl

Die frühere Stahlstadt setzt heute erfolgreich auf Sportler und zunehmend auf Touristen

Riesa, das war bis vor kurzem für mich eine Stadt, von der ich wusste, dass es dort zu DDR-Zeiten ein gigantisches Stahl- und Walzwerk gab, das, wie viele andere Betriebe, leider längst verschwunden ist, und die für sich an der A 13 als »Sportstadt« wirbt. Beides war kein Grund für mich, die Stadt an der Elbe zu besuchen. Und hätte da nicht der Zufall nachgeholfen, ich wüsste heut noch nicht, was ich versäumt hätte.
Riesa ist eine Stadt mit schönen, sanierten alten Häusern, mit viel Grün und einer Reihe von einmaligen Sehenswürdigkeiten. Wie beispielsweise der »Elbquelle«, Europas größter Eisenskulptur, geschaffen von Prof. Jörg Immendorff. Sie ist 25 Meter hoch, wiegt 234 Tonnen und besteht aus 49 Einzelteilen. Einfach gigantisch! Genau wie die fünf steinernen Sumo-Ringer, die vor der »erdgas arena«, einer riesigen Veranstaltungshalle, stehen und daran erinnern, dass Riesa 1999 als erste Stadt außerhalb Japans die Weltmeisterschaft in dieser Sportart ausrichten durfte. Die Sportler waren so begeistert, dass sie 2004 hier erneut ihre WM austrugen. In diesem Jahr ist die erdgas arena am 2. und 3. September zum vierten Mal Austragungsort der Sumo-Europameisterschaft.

Riesiges Fest zum 888. Stadtjubiläum
Kräftige Männer scheinen sich von der Region von jeher angezogen zu fühlen. Denn der Sage nach war es ein Riese, der der Stadt den Namen gab. Vor Jahrhunderten soll er durch die Gegend gestapft sein, sich am linken Ufer der Elbe zum Rasten niedergelassen und seine Stiefel ausgezogen haben. Den Sand, der sich auf dem langen Weg angesammelt hatte, schüttete er aus, wodurch ein kleiner Hügel, entstand und auf ihm die Stadt Riesa, so die Legende.
Wenn es auch noch so schön klingt, wahr ist, dass sich Riesa von Reszoa herleitet, was so viel bedeutet wie Ort an der Flussmündung. Erstmals wurde der Name 1119 in einer Urkunde erwähnt, in der der Bischof von Naumburg das älteste Kloster der Mark Meißen weihte. Derzeit wird die 888-Jahr-Feier im kommenden Jahr vorbereitet. Zum Auftakt spielt am 1. Januar die in Riesa beheimatete Neue Elbland Philharmonie ein eigens für das Jubiläum komponiertes Werk.
Das Jubiläum wird ein ganzjähriges riesiges Fest, verspricht Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer. Natürlich mit dem Riesen, der in der Stadt allgegenwärtig ist: Er krönt das Stadtwappen, im Riesenhügel an der Elbbrücke gibt es das RiesenBräu aus der hauseigenen Brauerei, jedes Jahr wird der »Riesaer Riese« an verdienstvolle Bürger der Stadt verliehen, und wenn jährlich am letzten Augustwochenende die Stadt ihr »Riesenfest« feiert, kann man ihm leibhaftig begegnen.
Nudelwohl fühlt sich der Riese auch in der Teigwaren Riesa GmbH. Er ist sozusagen das Maskottchen des zweitgrößten deutschen Teigwarenherstellers und auf jeder Packung präsent. Seit 1914 werden in Riesa Nudeln produziert, in der DDR war es der größte Lieferant des Landes. 1993 wurde die Fabrik privatisiert, heute ist sie im Osten Deutschlands Marktführer. 90 Mitarbeiter produzieren derzeit etwa 22 000 Tonnen Teigwaren im Jahr.

Spaghetti und Co. in mehr als 100 Sorten
Um den Verbrauchern zu zeigen, wie beispielsweise die Löcher in die Makkaroni kommen und natürlich auch, um Werbung der besonderen Art für die eigenen Produkte zu machen, wurde im August 2003 auf dem Betriebsgelände ein »Nudelcenter« mit dem einzigen Deutschen Nudelmuseum, Nudelrestaurant und Nudelshop eröffnet. Es hat sich inzwischen zu einer Touristenattraktion entwickelt. Die Besucher erfahren nach einer filmischen Einführung in einer etwa einstündigen Betriebsführung durch die Produktionsanlagen anschaulich, wie aus Wasser, Hartweizengries sowie mal mit und mal ohne Eier Spaghetti und Co. entstehen. Im hauseigenen Restaurant »Makkaroni« hat man dann die Qual der Wahl zwischen Nudelgerichten aller Art. Zum Nachtisch genehmigt man sich vielleicht Schokonudeln mit Eis und Sahne oder Nudelmilchreis mit Apfelmus.
Wer dabei auf den Geschmack gekommen ist, kann Schokonudeln, Nudelreis und weitere mehr als 100 verschiedene Sorten im Shop kaufen. Wohl nirgendwo anders in Deutschland wird man eine größere Auswahl an Teigwaren finden. Derzeit ist natürlich auch eine WM-Kollektion mit Trillerpfeife, Fußballschuhen, Bällen und Pokalen zu haben, die wohl sogar aus dem größten Suppenkasper einen begeisterten Nudelsuppenesser macht.
Das Museum gibt einen Überblick über Nudelherstellung damals und heute und insbesondere auch Einblicke in die 92-jährige Geschichte der Riesaer Teigwarenfabrik.
Riesa ist es wirklich wert, die Autobahn zu verlassen. Also dann: Volle Nudelkraft voraus!

 Riesa Information, Hauptstraße 61, 01589 Riesa, Tel.: (03525) 529 42-0, Fax: -5, E-Mail: info@tourismus-riesa.de, www.tourismus-riesa.de
 Nudelcenter Teigwaren Riesa, Merzdorfer Str. 21-25,
01591 Riesa, Tel.: (03525) 7203-55, -58,
E-Mail: nudelcenter@teigwaren-riesa.de,
www.teigwaren-riesa.de
 Öffnungszeiten: Führungen durch gläserne Produktion Mo-Fr 9-16 Uhr nach Absprache, Nudelmuseum Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa,So und Feiertage 12-18 Uhr, Nudelrestaurant täglich 10-23 Uhr, Nudelshop Mo-Fr 9-20 Uhr, Sa 9-16 Uhr
 Preise für Führungen: Erwachsene 3 Euro, Gruppen ab 8 Personen, Schüler, Studenten 2...

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