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Drei Bazi und die kalte Sophie

Am Wochenende stehen wieder die «Eisheiligen» auf dem Kalender

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Werner Behrens

Sie haben schon manchen Gärtner und Landwirt das Fürchten gelehrt, die drei «gestrengen Herren», deren Namenstage am Wochenende wieder auf dem Kalender stehen: Pankratius, Servatius und Bonifatius. Allesamt sind sie Heilige der katholischen Kirche, besser bekannt aber als «Eisheilige». Sie drohen, mit Eiseskälte all das zunichte zu machen, was eben angefangen hat zu grünen und zu blühen. Kaum eine andere Wetterer scheinung wird heute noch genau wie vor Hunderten von Jahren so akribisch beachtet wie diese. Von der Bedeutung der «Eisheiligen» künden zahlreiche plattdeutsche Bauernregeln wie «Is Servaz ierst achterut, is't ok mit den n Nachtfrost ut» (Ist Servatius erst überstanden, ist's auch mit dem Nachtfrost vorbei) oder «Wenn't tau Pankratius friert, ward inri Gorden väl ruiniert» (Wenn s zu Pankratius friert, wird im Garten viel ruiniert).

Die Furcht vor den drei «gestrengen Herren» liegt darin begründet, dass sie die letzte Kälteperiode mit Nachtfrostgefahr um die Mitte des Wonnemonats Mai mar kieren. Deshalb warten die versierten Gärtner mit dem Auspflanzen von Tomaten, Bohnen und Sommerblumen sowie mit der Aussaat von empfindlichen Sämereien, bis diese Tage vorbei sind. Nun ist zwar nicht gesagt, dass der letzte Kälteeinbruch des Frühjahrs alle Jahre wieder genau auf den 12., 13. und 14. Mai fällt, aber etwas früher, meistens aber etwas später kommt er zur Monatsmitte mit großer Wahrscheinlichkeit. Das hängt mit der jeweiligen Wetterlage zusammen, die um diese Jahreszeit im Norden des Atlantiks herrscht. Verhältnismäßig sicher vor Nachtfrösten ist man in hiesigen Breiten erst nach dem 25. Mai.

Natürlich weiß sich der Landmann seit langem vor dem Treiben der «gestrengen Herren» zu schützen. Auf Äckern und in Gärten wurden früher Feuer entzündet. Ihr Rauch legte sich wie dichter Nebel über die Triebe und Blüten, und zusammen mit ihrer Wärme schützten sie Baum, Strauch und Pflanze vor dem allzu grimmigen Zugriff des Frostes. Heute ist es aber vielerorts aus ökologischen Gründen verboten, im Garten Feuer zu entfachen.

Zum erlauchten Kreis der «gestrengen Herren» hat sich übrigens eine Dame hinzugesellt, die «Kalte Sophie» am 15. Mai. Sie wurde als junge Frau im 3./4. Jahr hundert in Rom wegen ihres Glaubens hingerichtet und wird als Schutzheilige gegen Nachtfröste verehrt sowie von den katholischen Gläubigen um ein gedeihliches Wachstum der Feldfrüchte angerufen. In Süddeutschland hat ihr Namenstag bei der Bepflanzung des Hausgartens noch große Bedeutung. Balkonpflanzen, unter anderem die Geranien, werden erst nach dem 15. Mai ins Freie gesetzt. Ein «geflügeltes Wort» in dieser Region sagt: Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.

Es gab auch Jahre, in denen die «Eisheiligen» die Menschen mit ihrer frostigen Anwesenheit verschonten. 1998 zum Beispiel war um Mitte Mai in weiten Gegenden Deutschlands Sommer mit Temperaturen um die 30 Grad. Und auch in diesem Jahr locken Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad zum Sonnenbaden. Doch mahnt der Deutsche Wetterdienst zur Vor sieht, da die UV-Werte zur Zeit sehr hoch sind. Wenn die Haut noch nicht an Sonne gewöhnt sei, könne es leicht einen Sonnenbrand geben. ddp

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