Faire Löhne in Nord und Süd

Martin Ling über die Forderungen der Textilarbeiter in Bangladesch

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

In Deutschland wäre es maßlos, in Bangladesch ist es mehr als verständlich: 77 Prozent Lohnerhöhung sind nicht genug. Zumindest nicht beim Mindestlohn. Denn weder von den aktuellen 3000 Taka noch von den vorgeschlagenen 5300 Taka (rund 50 Euro) pro Monat kann man eine Familie ernähren - auch nicht in einem der ärmsten Länder der Welt wie Bangladesch.

Die geforderten 76 Euro im Monat müssen das Mindeste sein, was den Textilarbeitern und -arbeiterinnen an Lohn zu entrichten ist. Und die Verantwortung, dass das alsbald in die Tat umgesetzt wird, liegt nicht nur in Bangladesch. Es ist ziemlich dreist, wenn die Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels in Bezug auf den Textilsektor in Bangladesch ausschließlich dort die Verantwortung für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne sieht und fordert, dass »in Bangladesch selbst ein Umdenken stattfindet und ein Klima entsteht, in dem gute Arbeitsbedingungen eine Selbstverständlichkeit werden«.

Gute Arbeitsbedingungen sind nirgendwo eine Selbstverständlichkeit und schon gar nicht im Globalen Süden, der vom Norden seit kolonialen Zeiten als Rohstofflieferant in der Weltwirtschaftsordnung verankert wurde. In Bangladesch ist es der Rohstoff Mensch, der billig für Billigtextilien im Norden schuften muss. Wenn im Norden kein Umdenken weg von der »Geiz ist geil«-Mentalität stattfindet, wird der Globale Süden dafür die Zeche zahlen. Protest bleibt angesagt.

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