Fortschreitende Verwahrlosung

In dem Krimi-Drama »Unter Feinden« glänzt Fritz Karl als Polizist, der Amok läuft

Verzweiflung wirklich glaubhaft zu spielen, sagte der große Theatermime Gustav Gründgens einmal, ist nur aus der eigenen Hoffnungslosigkeit heraus denkbar. Nichts wirke folglich platter als augenscheinlich falsche Tränen, nichts banaler als offenbar künstlich zu trauern. Wahrhafte Trauer, ließe sich ergänzen, wäre die perfekte Maske. Aus dieser Sicht müsste Fritz Karl ein ziemlich tristes Leben führen, desperat und mutlos, ohne Perspektive. So seelenwund und elend wie sein Kommissar Kessel durch Lars Beckers Drama »Unter Feinden« stolpert, wie er an sich und der Welt leidet, gegen sich und andere Amok läuft, nur die eigene Person mehr zu hassen scheint als alles, was sie umgibt - das kann nicht bloß gespielt sein, das muss wahr sein.

Ist es aber nicht. Der österreichische Darsteller ist einer der besten Schauspieler deutscher Zunge. So wandelbar, so brillant, dass er den Oberkellner Leopold der Neuauflage vom »Weißen Rössl« mi...


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