Folge 21: A (Buchstabe, das)
Der erste Buchstabe, den ein Mensch lernt und herausschreit, wenn er unzufrieden ist, ist das A. Der im Deutschen am sechsthäufigsten verwendete Buchstabe kann deshalb als einer der rebellischsten im Alphabet gelten.
»Wer A sagt, muss auch einen Kreis drum machen«, wurde zum geflügelten Wort der Punk-Bewegung der 1980er Jahre in der Bundesrepublik. Das ringförmig umschlossene A gehört zu den bekanntesten Symbolen des Anarchismus. Das älteste Foto dieses Zeichens stammt aus dem Spanischen Bürgerkrieg: Ein Kämpfer der Republik trägt es auf der Rückseite seines Helms. Heute tritt der Buchstabe oft über den Kreis hinaus und durchbricht damit scheinbar vorgegebene Grenzen. Manche Anarchisten deuten das »A im O« als Bild dafür, dass im Ende (der Zerstörung) ein neuer Anfang liegt.
Während das kleine A im Kreis (»@«) seinen Siegeszug auf alle Tastaturen angetreten hat, gehört das Symbol mit dem Großbuchstaben zu den meistgesprühten politischen Graffiti an Häuserwänden. Will oder muss man im öffentlichen Raum schnell ein Zeichen gegen Herrschaft und Staat setzen, bietet es sich wie kein anderes an.
Der Kommunist Bert Brecht hat dem alten Sprichwort schon vor den Punks eine neue Endung hinzugefügt. Er fordert, im Denken beweglich zu bleiben, entwickelte Standpunkte zu hinterfragen und immer neu zu diskutieren: »Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.« nis
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